Hamburg & Schleswig-Holstein Dreiste Werbung: QR-Codes für Drogentaxis
18.09.2025, 14:46 Uhr
QR-Codes finden sich überall im öffentlichen Raum. Unternehmen nutzen sie für Werbung. Laut dem Bund Deutscher Kriminalbeamter nutzen auch Drogenhändler die QR-Codes für ihre kriminellen Dienste.
Hamburg (dpa/lno) - Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Hamburg warnt vor der Werbung von Drogenhändlern mittels QR-Code-Aufklebern im öffentlichen Raum. Die bunten Aufkleber, die sich im Schanzenviertel fänden, "stehen sinnbildlich für die gescheiterte Bekämpfung von organisierter Rauschgiftkriminalität in der Stadt", sagte BDK-Landesvorsitzender Jan Reinecke der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Scannt man solche QR-Codes mit seinem Handy, gelangt man zu Messenger-Diensten, über die man direkt Drogen bestellen kann. Geliefert wird dann mit einem sogenannten Drogentaxi.
Werbung für Drogenhändler zeuge von geringem Fahndungsdruck
"Wenn die organisierte Rauschgiftkriminalität derartig offen um Kundschaft wirbt, nimmt sie offenkundig keinen Strafverfolgungsdruck durch Polizei und Staatsanwaltschaft mehr wahr", sagte Reinecke. Als ein Grund nannte er die seit Jahren zurückgehende Zahl der Drogenfahnder in Hamburg. "Die Anzahl von Drogentaxisyndikaten und Drogentaxifahrern wächst hingegen stetig an."
Das Drogentaxi sei mittlerweile die erste Bezugsquelle für illegale Drogen. "Drogentaxifahrer erhalten pro Übergabe acht bis zehn Euro und erhalten ein monatlich Fixgehalt von bis zu 4.000 Euro", sagte der BDK-Chef. "Dazu kommen Aufstiegschancen innerhalb der Hierarchie eines Syndikates."
Zugleich sei die Staatsanwaltschaft mit zehntausenden unerledigten Ermittlungsverfahren vollkommen überlastet. "So kommt es vor, dass die Polizei einen Drogendealer zum dritten Mal einer Tat überführt, die erste Tat aber noch nicht einmal von Staatsanwaltschaft angeklagt wurde", sagte Reinecke.
Polizei weist auf Entdeckungsrisiko und empfindliche Strafen hin
Der Polizei Hamburg sei die Werbung mittels QR-Codes bekannt, sagte ihr Sprecher Holger Vehren der dpa. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne er sich aber nicht näher dazu äußern. Kurierfahrer würden aber "in beachtlicher Taktung auf frischer Tat" ertappt. "Das zeigt, dass ein nicht zu verkennendes Entdeckungsrisiko besteht, man sollte sich also nicht zu sicher fühlen", sagte er. Zudem müsse sich jeder bewusst sein, "dass empfindliche Strafen und Haftaufenthalte drohen".
Die kriminellen Geschäfte würden durch eine hohe und stabile Nachfrage befeuert, sagte Reinecke. Auch seien Drogen wie Kokain und Cannabis längst in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft angekommen – "von der Abiturientin eines Hamburger Nobelvorortes bis zum Rechtsanwalt einer angesehenen Wirtschaftskanzlei", sagte er. "Der Motor der organisierten Rauschgiftkriminalität sind wir – die Gesellschaft."
Quelle: dpa