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Hamburg & Schleswig-Holstein Hamburg Commercial Bank: Kosten sinken, Gewinne steigen

(Foto: Carsten Rehder/dpa)

Für die ehemalige HSH Nordbank ist der Neustart als private Bank geglückt, die wesentlichen Zahlen zeigen eine positive Entwicklung. Aber das ist nur eine Momentaufnahme, meint der Vorstandschef. Er sieht Risiken durch die heraufziehende Rezession.

Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) sieht sich in ihrem ersten Jahr als private Bank auf einem guten Weg. "Wir haben klare Fortschritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen Geschäftsbank gemacht", sagte Vorstandschef Stefan Ermisch am Donnerstag in Hamburg. Die Bank habe Kosten gesenkt, die Margen im Neugeschäft erhöht und ihre Kapitalausstattung verbessert. Die Neuausrichtung der ehemaligen Landesbank sei jedoch nicht abgeschlossen, sondern werde sich über die nächsten Jahre erstrecken.

Geholfen habe der Bank, dass die Finanzierungskosten deutlich günstiger geworden seien. "Wir müssen weniger finanzieren, weil unsere Bilanzsumme planmäßig sinkt", sagte Ermisch. "Und die Preise für das, was zu finanzieren bleibt, sind niedriger als geplant." Die Bank finanziert sich überwiegend direkt bei institutionellen Anlegern, ist aber auch nach langer Abstinenz wieder mit einer 500-Millionen-Anleihe an den Kapitalmarkt gegangen - mit gutem Erfolg. Bei den Rating-Agenturen wird die Bank positiv beurteilt, obgleich nun nicht mehr der Staat hinter ihr steht. Um private Anleger will sich die Bank nach einem Versuch bei der Plattform Zinspilot nicht mehr gezielt bemühen. "Das ist uns zu teuer."

Nach Steuern lag das Konzernergebnis im ersten Halbjahr bei fünf Millionen Euro, nach einem Verlust von 70 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Vor Steuern verdiente die Bank 96 Millionen Euro. Die beiden Halbjahre lassen sich allerdings kaum vergleichen, weil die Rahmenbedingungen für die Bank 2018 noch ganz anders waren.

Die HCOB ist nunmehr eine fokussierte Spezialbank für Immobilien, Schifffahrt und Unternehmen. Die Finanzierung von gewerblichen Immobilienprojekten ist mit einem Kreditbestand von 14,5 Milliarden Euro und einem Neugeschäft von 2,3 Milliarden Euro das größte Geschäftsfeld. Hier sei die Bank sehr gut aufgestellt und verfüge über eine hohe Expertise, sagte Ermisch.

Danach folgt das Geschäft mit Firmenkunden mit einem Kreditbestand von 12,9 Milliarden Euro und 0,8 Milliarden Euro Neugeschäft. Schwerpunkte sind Branchen wie die Lebensmittelindustrie, das Gesundheitswesen oder erneuerbare Energien. "Ich bin froh, dass wir in den Kernbereichen der deutschen Industrie, im Maschinenbau und der Autoindustrie, kaum engagiert sind", sagte Ermisch. Die wirtschaftlichen Aussichten seien nicht gut; es stehe möglicherweise eine Rezession bevor. "Wir sind sehr vorsichtig bei der Vergabe neuer Kredite", erklärte der Bankchef.

Kleinstes Geschäftsfeld mit einem Kreditbestand von 5,2 Milliarden Euro und 0,5 Milliarden Euro Neugeschäft ist die Schifffahrt, die vor zehn Jahren die HSH Nordbank maßgeblich in die Krise geführt hatte. Die Bank ist alle Problemkredite in diesem Bereich im Zuge der Privatisierung losgeworden und will an dem Geschäftsfeld festhalten, mit Schwerpunkt im Ausland. Weil es der Branche wieder besser geht, konnte die Bank in diesem Bereich sogar Risikovorsorge wieder auflösen und ein positives Ergebnis erzielen.

Der angekündigte Personalabbau der HCOB hat begonnen, steht allerdings in wesentlichen Teilen noch bevor. Zum 30. Juni beschäftigte die Bank 1630 Mitarbeiter, umgerechnet auf Vollzeitstellen. Bis 2022 sollen es noch rund 950 sein. Die ehemalige Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein war im vergangenen Jahr privatisiert worden und gehört nun US-amerikanischen Investmentfonds.

Video Bankchef Stefan Ermisch zu den Halbjahreszahlen

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