Hessen Apothekerverband warnt vor Arzneimittel-Engpässen in Hessen
22.09.2025, 03:33 Uhr
Es fehlt unter anderem an Antibiotika, Schmerz- und Blutdruckmitteln. Hunderte Medikamente gelten laut Apothekerverband in Hessen als schwer verfügbar.
Offenbach/Kassel (dpa/lhe) - In Hessen drohen wie bundesweit auch Lieferengpässe bei Medikamenten."Es fehlen unter anderemStandardantibiotika, die üblichen sowie stärkere Schmerzmedikamente, aber auch Spezialpräparate gegen ADHS und ganz einfache Medikamente für Typ 1-Diabetiker sowie Blutdruckmittel und Cholesterinsenker", sagte der Vorsitzende des hessischen Apothekerverbands, Holger Seyfarth.
Er beklagte, die Situation sei seit Jahren schlecht. "Zugespitzt kann man sagen, dass fast aus jeder Indikationsgruppe immer irgendwo ein Medikament fehlt." Die Angestellten der Apotheken müssten immer wieder Kunden vertrösten, weil Medikamente nicht vorrätig seien. Die Präparate müssten dann unter großem Aufwand bestellt werden.
Mehr als 500 Medikamente schwer verfügbar
Kürzlich hatte auch der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, davor gewarnt, dass die Versorgung mit einigen Arzneimitteln in Gefahr sei. Über 500 Medikamente seien offiziell als schwer verfügbar gemeldet, bei einigen liege sogar ein "Versorgungsmangel" vor.
Als Grund für Engpässe nannte Preis die Abhängigkeit von Produktionsstätten außerhalb Europas. Früher sei Deutschland die Apotheke der Welt gewesen, jetzt stehe die Apotheke der Welt in China oder Indien. Wenn dort Werke Produktionsprobleme haben, dann schlage sich das sofort in der Versorgung in Europa und in Deutschland nieder.
Seyfarth: "Ist Bankrotterklärung"
"Wenn der Patient in der Apotheke steht und sein Medikament nicht oder nur verzögert bekommt, dann ist das eine Bankrotterklärung", betonte Seyfarth. Die Engpässe bedeuteten längere Wartezeiten und mehr Aufwand. "Im schlimmsten Fall kann man eben nicht liefern. Dann geht der Patient wieder zurück zum Arzt oder am Wochenende in die Ambulanz ins Krankenhaus." Dadurch werde das Gesundheitssystem noch mehr strapaziert, als es ohnehin sei.
Seyfarth rät Patienten mit Dauermedikation, rechtzeitig zum Arzt gehen. "Ein oder zwei Wochen Vorlauf wären gut, damit die Apotheken ein bisschen Zeit haben, alle Lieferanten abzuklappern, ob irgendwo noch was vorrätig ist", erläuterte er. Mit Blick auf die nahende Grippesaison appellierte er an die Menschen, sich rechtzeitig impfen zu lassen.
Die hessische Apothekerschaft fordert unter anderem ein Ende des Preisdiktats bei Rabattverträgen zwischen Herstellern und Krankenkassen. Außerdem dringt er darauf, den Handlungsspielraum für Apothekerinnen und Apothekern zu erweitern und ihnen mehr Befugnisse im Bereich Arzneimittel zuzugestehen.
Quelle: dpa