Mecklenburg-VorpommernHängepartie um Öltanker – "machen uns einfach Sorgen"

Seit fast einem Jahr liegt die "Eventin" mit rund 100.000 Tonnen Öl vor Rügen. Nun gibt es eine Entscheidung des Bundesfinanzhofes zu dem Schiff. Für Beruhigung auf der Insel sorgt es nicht.
Sassnitz/München (dpa/mv) - Nach der Entscheidung eines Bundesgerichts zum vor Rügen liegenden Öltanker "Eventin" hat der örtliche Tourismusverband seine Sorgen erneuert. Das Schiff müsse endlich weg, sagte Andreas Heinemann, Co-Vorsitzender des Tourismusverbands Rügen der Deutschen Presse-Agentur. "Es kann ja nun nicht so weitergehen, dass das Schiff hier vor unserer Küste liegt, bis irgendwann mal was entschieden wird."
Zuvor hatte der Bundesfinanzhof mitgeteilt, dass der Zoll vorläufig nicht den als Schiff der russischen Schattenflotte gelisteten Öltanker samt Ladung einziehen und verwerten darf. Es handelt sich um eine Entscheidung im Eilverfahren. Das juristische Tauziehen um das mit rund 100.000 Tonnen russischen Öl beladene Schiff dürfte weitergehen, etwa im Rahmen eines Hauptsacheverfahrens. Nach einer Havarie im Januar liegt die "Eventin" seit fast einem Jahr vor Rügen.
Touristiker: "Machen uns einfach Sorgen"
"Ich war ja live dabei, als das Schiff hier komplett steuerlos auf die Küste zutrieb", sagte Heinemann, der auch Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Kap Arkona ist. "Da waren wir nur ein paar Stunden vom totalen Exitus entfernt." Zum Glück habe das Havariekommando alles richtig gemacht. "Wir machen uns einfach Sorgen um die zugegeben geringe Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert."
Umweltminister Till Backhaus (SPD) erklärte nach der Entscheidung: "Natürlich ist auch das Land sehr besorgt und wünscht sich ein baldiges Verlassen der "Eventin"." Er sagte aber auch: "Nach Auskunft des Bundesfinanzministeriums befindet sich das Schiff in einem ordnungsgemäßen Zustand." Zudem liege das Schiff nach Einschätzung der Bundeswasserstraßenverwaltung im Windschatten der Insel Rügen "an einem der sichersten Orte, die innerhalb Deutschlands überhaupt erreichbar sind".
Umweltminister: Keine neue Gefahrenlage
Demnach hätten Prüfungen ergeben, dass es keinen geeigneten Hafen für eine Verlegung gebe und die derzeitige Position vorzuziehen sei. Das teils beschriebene Risiko "eines Tankerunglücks besteht unabhängig vom Fall "Eventin" an jedem Tag. Rund zehn Großtanker passieren täglich die Insel Rügen. Das Risiko ist also nicht neu – es besteht so lange fort, wie Öltransporte durch die Ostsee stattfinden."
Finn Viehberg, Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, forderte hingegen, dass das Schiff beispielsweise in den Ölhafen nach Wilhelmshaven verlegt wird.