Niedersachsen & BremenZwischen Verfahren und Followern: Wer ist Vanessa Behrendt?

Gegen die AfD-Abgeordnete Vanessa Behrendt wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Nun spricht sie über Meinungsfreiheit, eine mögliche Spitzenkandidatur und ihre Beziehung zu Beatrix von Storch.
Hannover (dpa/lni) - Die niedersächsische AfD-Abgeordnete Vanessa Behrendt sieht ihre Online-Äußerungen trotz laufender Ermittlungen nicht als Provokation. "Ich empfinde meine Beiträge nicht als provokant – andere sehen das anders", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Aussagen machte sie wenige Tage, bevor der Landtag ihre Immunität aufhob. Die Staatsanwaltschaft Göttingen bereitet wegen mutmaßlich hetzerischer Internet-Posts eine Anklage gegen die AfD-Politikerin vor.
Für Behrendt gehörten "harte Formulierungen" zur Meinungsfreiheit. "Strafbar wird es erst bei Bedrohungen oder Gewaltaufrufen", sagte sie. Ihr werden unter anderem Volksverhetzung, verletzende Beleidigung sowie Beleidigung vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft geht es um Beiträge aus der Zeit von August 2024 bis Februar 2025 auf der Plattform X. In einem Post soll Behrendt etwa geäußert haben, dass die Regenbogenfahne für Machenschaften pädophiler Lobbygruppen stehe.
Viele Follower kamen nach Post zur Regenbogenfahne
In den sozialen Netzwerken folgen Behrendt mehrere Zehntausend Menschen, allein auf X sind es knapp 44.000. "Ein großer Reichweitenschub kam, als wegen eines Posts zur Regenbogenfahne gegen mich ermittelt wurde", sagte die AfD-Politikerin. Ihre Inhalte verfasse sie selbst, das sei ihr wichtig. Über Social Media komme sie "direkt mit den Menschen ins Gespräch" – auch die stellvertretende AfD-Fraktionschefin im Bundestag, Beatrix von Storch, habe sie so kennengelernt. "Wir haben relativ schnell eine persönliche Ebene gefunden. Wir sind beide Christen, das verbindet uns."
Von Storch trat im Juni in Hannover bei einem von Behrendt mitorganisierten Kinderschutzkongress auf, der von deutlichen Protesten begleitet wurde. Behrendt sagte, beim Kinderschutz werde aus ihrer Sicht "an den falschen Stellen angesetzt". Sich selbst ordnet die 41-Jährige als konservativ und rechts ein, nicht aber als radikal.
Beleidigungen wie "Nazi-Schlampe" prallen ab
Behrendt berichtete auch über persönliche Angriffe. Die meisten Beleidigungen ließen sie unberührt: "Beleidigungen wie "Nazi-Schlampe" prallen komplett an mir ab." Eine Nachricht, in der jemand behauptet habe, er wisse, wo sie wohne, habe sie jedoch angezeigt. Das Verfahren sei eingestellt worden.
In der männerdominierten AfD – 14 der 17 Fraktionsmitglieder im niedersächsischen Landtag sind männlich – machte Behrendt schnell auf sich aufmerksam. "In der Politik zählt für mich nicht das Geschlecht, sondern Leistung", sagte sie. Für die nächste Landtagswahl 2027 schließt Behrendt eine Spitzenkandidatur aus. "Aber was danach kommt, muss man sehen."
Behrendt wohnt in Helmstedt, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie arbeitete mehr als zehn Jahre als medizinische Fachangestellte. Nach einer Elternzeit folgten eine Ausbildung zur Hundetherapeutin und ein Studium zur Ernährungsberaterin für Kinder und Jugendliche. Seit drei Jahren gehört sie dem niedersächsischen Landtag an. Als Beisitzerin ist sie auch Teil des Vorstands des AfD-Landesverbands.