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Nordrhein-WestfalenLebenslange Haft nach Feuer-Drama in Essen

10.12.2025, 17:40 Uhr
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(Foto: Federico Gambarini/dpa)

In Essen wird in zwei Mehrfamilienhäusern Feuer gelegt. Über 20 Personen werden zum Teil schwer verletzt – darunter viele Kinder. Jetzt ist der Brandstifter verurteilt worden.

Essen (dpa/lnw) - Nach zwei Brandstiftungen in Essen ist ein dreifacher Vater am Mittwoch wegen Mordversuchs in 32 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der 42 Jahre alte Angeklagte hatte am 28. September 2024 in zwei Mehrfamilienhäusern Feuer gelegt. Ganze Familien waren in ihren Wohnungen gefangen. Es kam zu dramatischen Rettungsaktionen. Über 20 Personen wurden zum Teil schwer verletzt – darunter allein 13 Kinder. Richter Jörg Schmitt sprach beim Urteil des Essener Schwurgerichts von einer "wahnsinnigen Tat".

Im Prozess war ein Handy-Video vorgespielt worden, auf dem eine Frau zu sehen ist, die in schwindelerregender Höhe in der Dachrinne eines brennenden Hauses hockt. Dabei hält sie ein kleines Kind am langen Arm einem Ersthelfer entgegen, der auf einer Leiter steht.

Dramatische Rettungsaktionen

"Es ist nahezu ein kleines Wunder, dass niemand zu Tode gekommen ist", so Schmitt. Das sei vor allem den Ersthelfern und den Rettungskräften zu verdanken. "Sie haben zum Teil unter eigener Lebensgefahr heldenhaft gehandelt."

Hintergrund der Brandserie war laut Urteil eine Mischung aus Wut und Hass. Die Richter gehen davon aus, dass der staatenlose Palästinenser die Trennung von seiner Ehefrau und von seinen drei Kindern nicht akzeptieren wollte. Direkt an den Angeklagten gewandt hieß es dabei im Urteil: "Sie wollten sich an allen rächen, die sie für das Verschwinden ihrer Frau und für die Entziehung der Kinder verantwortlich gemacht haben." Die anderen Menschen seien dem Angeklagten bei den Brandstiftungen völlig egal gewesen.

Der Angeklagte hatte die Feuer in den Hausfluren der beiden Häuser gelegt. Dabei benutzte er laut Urteil Watte, Benzin und Gas. Anschließend ist er mit einem Lieferwagen in einen Supermarkt gefahren und hat mehrere Menschen mit einer Machete bedroht. Auch das ist auf Handy-Videos zu sehen, die nach der Tat in den sozialen Medien aufgetaucht und im Prozess vorgespielt worden sind.

Angeklagter will sich nicht erinnern können

Der Angeklagte hatte die Taten im Prozess nicht bestritten, sich aber auf einen Blackout berufen. Er habe keine Erinnerung mehr, so seine Erklärung. Das haben ihm die Richter jedoch nicht geglaubt. Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 42-Jährige hatte es laut Urteil nicht gegeben.

Die Festnahme war damals in einer offenen Garage erfolgt. Dort war der 42-Jährige von rund 20 Personen gestellt und bis zum Eintreffen der Polizei in Schach gehalten worden.

Die Taten waren laut Urteil schon Wochen vorher geplant. Darauf würden Sprachnachrichten hinweisen, die der Angeklagte an Familienangehörige in Syrien geschickt hat. Darin hieß es unter anderem: "Ich kann nicht zulassen, dass meine Töchter von einem anderen Mann erzogen werden. Alle haben sich verschworen. Ich suche seit Monaten nach einer Waffe."

Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Quelle: dpa

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