Sachsen-AnhaltFirmen in Sorge: Zu viel Bürokratie bei Fachkräften

Unternehmen schlagen Alarm. Anhaltend hohe Kosten für Energie und Rohstoffe gefährden die Wirtschaftskraft des Landes, trotz staatlicher Hilfen. Und nicht nur das - warnen Industrie- und Handelskammern.
Halle/Magdeburg (dpa/sa) - Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt dringt auf mehr Zuwanderung von Fachkräften. Bis 2040 werde jeder vierte Beschäftigte im Land aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Das sind etwa 167.000 Menschen, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau und die IHK Magdeburg am Freitag mitteilten. Hintergrund sind Prognosen von Arbeitsmarktexperten. Die Wirtschaft könne die Lücke an qualifizierten Beschäftigten nicht alleine ausgleichen.
Nötig seien bessere politische Rahmenbedingungen mit weniger Bürokratie. "Unsere Unternehmen brauchen dringend Nachwuchskräfte", betonte ein Sprecher der IHK Magdeburg. Die Kammern regten die Einrichtung einer Behörde für die Zuwanderung von Fachkräften an, jeweils eine für den Norden und den Süden des Landes. Bisher gibt es 14 zuständige Behörden im Land. Unternehmen hätten damit vor Ort einheitliche Ansprechpartner. Die IHK Magdeburg und die IHK Halle vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von rund 110.000 Unternehmen in Sachsen-Anhalt.
Die Wirtschaft habe den konjunkturellen Tiefpunkt im Herbst des vergangenen Jahres zwar hinter sich gelassen. "Dennoch sind fast die Hälfte der heimischen Unternehmen pessimistisch ins neue Jahr gestartet", sagte Steffen Keitel, Präsident der IHK Halle-Dessau. Laut aktueller Konjunkturumfrage, die gemeinsam mit der IHK Magdeburg erstellt wurde, rechnen 42 Prozent der repräsentativ befragten (600) Unternehmen im Land damit, dass sich ihr Geschäft in den kommenden Monaten verschlechtern wird. 83 Prozent der Firmen sehen den Angaben nach die Energie- und Rohstoffkosten als wirtschaftliches Risiko.
Nur gut sechs Prozent erwarten nach Angaben der Kammern insgesamt eine Wende zum Besseren. Besonders sorgenvoll in die Zukunft blicke das Gastgewerbe. Hier sagten 61 Prozent der Unternehmen, das Geschäft entwickele sich ungünstiger. Das gab auch jedes zweite befragte Firma der Baubranche (54 Prozent) und im Handel (51 Prozent) an. Die wichtigste wirtschaftspolitische Aufgabe bestehe darin, die Energieknappheit zu beseitigen, sagte IHK-Präsident Keitel.
Strom- und Gaspreisbremsen bekämpften nicht den Engpass, sondern linderten nur kurzfristig die Folgen. Gemeinsam mit dem Präsidenten der IHK Magdeburg, Klaus Olbricht, mahnte Keitel eine "weitblickende Energiepolitik" an, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft vor allem über einen "zukunftsfähigen Energiemix" sicherzustellen. Dazu zähle der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien.