Reise

Stellplätze in der Bahn Wenn der Zug voller Radfahrer ist

Die Fahrradplätze im Zug sind begrenzt.

Die Fahrradplätze im Zug sind begrenzt.

(Foto: picture alliance / Andreas Geber)

Wenn die Temperaturen steigen, transportieren immer mehr Menschen ihre Fahrräder im Zug. Doch die Plätze sind begrenzt. Die Radmitnahme schwankt im Laufe des Jahres enorm - und das ist ein echtes Problem.

Immer mehr Zugfahrer können bei der Deutschen Bahn mittlerweile ihr Fahrrad mitnehmen. Das Unternehmen hat seine Kapazitäten ausgebaut. Täglich könne die Bahn in ihren Regionalzügen derzeit gut 220.000 Fahrräder befördern, sagte eine Bahnsprecherin. Im Fernverkehr kommen rund 4000 Stellplätze pro Tag hinzu. Die sind zwar an Wochenenden mit sommerlichem Wetter gut gebucht - im Jahresdurchschnitt liegt die Auslastung laut Bahn aber nur bei gut einem Fünftel. Denn wie viele Menschen ihr Rad mitnehmen, hängt stark vom Wetter und der Jahreszeit ab, wie auch Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband "Pro Bahn" erklärt.

Am ersten Ferientag im Sommer seien die Züge oft voll, im November oder Dezember sehe man kein einziges Rad. Wie viele Stellplätze es im Zug gebe, sei grundsätzlich auch eine Abwägung bei der Konstruktion: "Wenn Sie mehr Fahrradplätze haben, können Sie weniger Sitzplätze einrichten." Oder man müsse längere Züge bauen, aber da stelle sich die Frage, wer das bezahlen wolle. Bei der Deutschen Bahn muss man die Radstellplätze in Fernzügen - anders als im Regionalverkehr - vorab reservieren.

Bislang ist die Radbeförderung im Fernverkehr den Intercitys (IC) vorbehalten. Ab Herbst wird es nach Auskunft der Bahn auch möglich sein, Fahrräder in der jüngsten Generation des Intercity Express (ICE) mitzunehmen. Die ersten beiden Züge von Typ ICE 4 fahren seit Oktober auf der Strecke zwischen Hamburg und München. Von Dezember an werden sieben ICE 4 im Regelbetrieb unterwegs sein, mit jeweils Platz für acht Fahrräder.

Große Saison-Schwankungen

Das Geschäft sei schwierig, denn es gebe "enorme saisonale Schwankungen", erklärte die Bahnsprecherin. Im Jahresdurchschnitt seien die Fahrradabteile nur schlecht ausgelastet und die Beförderungsleistung vergleichsweise gering: "2016 standen 139 Millionen Reisenden im Fernverkehr rund 328.000 verkaufte Fahrradtickets gegenüber", rechnete die Bahnsprecherin vor. Im vergangenen November etwa seien im Fernverkehr insgesamt weniger als 5700 Fahrradkarten verkauft worden. Setzt man die Zahl verkaufter Fahrradtickets ins Verhältnis zu den angebotenen Plätzen, kommt man im Schnitt auf eine Auslastung von 22 Prozent. Naumann vom Fahrgastverband würde sich deswegen wünschen, dass man Abteile leichter umbauen kann. Sitz weg, Platz fürs Rad. Bislang sei ihnen aber noch keine gute Lösung untergekommen. Bei Ausflügen sei es natürlich praktisch, das Rad mitzunehmen.

Für Berufspendler findet Naumann aber auch ein anderes Modell spannend: In den Niederlanden hätten Pendler oft zwei verschiedene Räder an zwei Bahnhöfen, etwa geparkt in Fahrradhäusern. Dann könne man mit dem Rad zum Bahnhof und nach der Zugfahrt mit dem Ersatzrad ins Büro. "Das funktioniert bei uns mangels Abstellmöglichkeiten nur vereinzelt", sagte er.

Die Bahn will ihr Angebot im Fernverkehr bis zum Jahr 2030 um ein Viertel ausbauen. Dabei sollen 25 Orte ins Intercity-Netz aufgenommen werden. Somit würden auch mehr Bahnhöfe für den Ferntransport von Fahrrädern erreichbar sein, sagte die Bahnsprecherin. Pro Zug gebe es 7 bis 16 Stellplätze. Sind sie für die gewünschte Verbindung ausgebucht, kann man sein Fahrrad auch als Kuriergepäck verschicken. Das kostet allerdings 27,50 Euro für den Haus-zu-Haus-Transport. Die Fahrradmitnahme ist für 9 Euro zu haben.

Im Regionalverkehr sind über 100 Verkehrsverbünde und Tarifpartnerschaften für die Fahrradmitnahme zuständig. Deshalb gibt es keine Erhebung zur Zahl der bundesweit transportierten Fahrräder. Im Nahverkehr regelten die Länder, wie viele Fahrradplätze es geben müsse, sagte Naumann. In Berlin und Niedersachsen etwa gebe es recht große Fahrradabteile. Je nach Verkehrsverbund sind die Ticketpreise unterschiedlich. In einigen Bundesländern gibt es zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Strecken eine kostenlose Fahrradmitnahme.

Quelle: ntv.de, sgu/dpa

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