Fußball-WM 2018

Elfmeter-Drama gegen Spanien Akinfejew pariert Russen zur WM-Sensation

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WM-Wahnsinn: Russland steht im Viertelfinale.

(Foto: REUTERS)

Die Fußball-WM in Russland hat die nächste Sensation. Der Gastgeber, klarer Außenseiter, ringt den haushohen Favoriten Spanien im Achtelfinale mit einer leidenschaftlichen Abwehrleistung und einem dramatischen Elfmeterschießen aus dem Turnier.

Der Stadion erbebte, der Held des Abends rutschte auf dem Bauch über den nassen Rasen: Ein russischer Traum ist wahr geworden, die Sbornaja hat im Achtelfinale ihrer Heim-WM dank Torhüter Igor Akinfejew ein "kleines Wunder" vollbracht und Spanien mit 4:3 im Elfmeterschießen - den entscheidenden Strafstoß verwandelte Denis Tscheryschew - niedergerungen. "Wir haben zwei Jahre hart dafür gearbeitet und einen großartigen Job gemacht", sagte Trainer Stanislaw Tschertschessow mit Tränen in den Augen. Im Viertelfinale am Samstag (20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) soll sich in Sotschi die russische WM-Party gegen Kroatien oder Dänemark fortsetzen.

Spanien - Russland 4:5 (1:1) n.E.

Spanien: De Gea - Nacho (70. Carvajal), Pique, Ramos, Jordi Alba - Koke, Busquets - Silva (67. Iniesta), Isco, Asensio (104. Moreno) - Costa (79. Aspas); Trainer: Hierro.
Russland: Akinfejew - Fernandes, Kutepow, Ignaschewitsch, Kudrjaschow, Schirkow (46.Granat) - Samedow (60. Tscheryschew), Sobnin, Kusjajew (97. Erokhin) - Dschjuba (65. Smolow),  Golowin; Trainer: Tschertschessow.
Tore: 1:0 Ignaschewitsch (12., Eigentor), 1:1 Dschjuba (41. Elfmeter); Elfmeterschießen: 2:1 Iniesta, 2:2 Smolov, 3:2 Pique, 3:3 Ignaschewitsch, Akinfejew hält gegen Koke; 3:4 Golowin, 4:4 Ramos, 4:5 Tscheryschew, Akinfejew hält gegen Aspas.
Schiedsrichter:
Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 78.011 (Luschniki-Stadion)

Nach 120 enttäuschenden Spielminuten hatte es 1:1 (1:1, 1:1) gestanden. Vor allem Spanien spielte erschreckend behäbig und setzte damit eine schwarze Serie fort. Gegen den Gastgeber eines großen Turniers hat die Furia Roja in ihrer erfolgreichen Geschichte noch nie gewonnen. "Es war ein sehr zähes Spiel. Wir haben immer das Spiel bestimmt, aber es war sehr schwierig. Ich bin der Kapitän dieser Mannschaft, und wir gehen erhobenen Hauptes vom Platz", sagte Sergio Ramos.

Die 78.011 Zuschauern im ausverkauften Luschniki-Stadion von Moskau schrien auf, als Akinfejew den entscheidenden Elfmeter gegen Iago Aspas hielt - zuvor hatte er bereits gegen Koke pariert. Artem Dschjuba (41.) per Handelfmeter hatte in der ersten Halbzeit das Eigentor von Alexander Ignaschewitsch (12.) ausglichen. In der Verlängerung durften sich die Russen bei Akinfejew bedanken, der seinen müden Mitspielern gegen den eingewechselten Rodrigo (109.) das 1:1 rettete. Und warum sollte es nach der Sensation jetzt nicht noch weiter gehen?

"Ihr seid geboren, um Träume wahr werden zu lassen"

"Ihr seid geboren, um Träume wahr werden zu lassen", stand vor Spielbeginn im Fanblock auf einer riesigen russischen Flagge - und tatsächlich gelang das "kleine Wunder", wie Dschjuba die große Überraschung im Vorfeld bezeichnet hatte. Für den Stürmer war es "das Spiel unseres Lebens", und so traten die Hausherren gegen ratlose Spanier auch auf. Deren Leistung erinnerte frappierend an die leblosen Vorstellungen der deutschen Weltmeister. In den vorangegangenen drei Begegnungen beider Mannschaften hatten die Spanier zehn Treffer erzielt, der erste am Sonntag ließ nicht lange auf sich warten. Den Ball ins Tor aber lenkte Ignaschewitsch während eines Ringkampfs mit Sergio Ramos. Zuvor hatte Marco Asensio, der überraschend für den Altmeister Andres Iniesta spielte, einen Freistoß gefährlich vor das Tor gezogen.

Für die Spanier war die Führung beruhigend, denn das Spiel der Russen war doch eher unbehaglich. Immer wieder unterbrachen die Gastgeber den Aufbau durch Fouls, wenig überraschend versuchten sie bei eigenem Ballgewinn, schnell umzuschalten. "Für uns muss das eine Fiesta werden. Wir müssen alles geben, das ist unsere Aufgabe. Und wir sind bereit, den Job zu erledigen", hatte der russische Angreifer Denis Tscheryschew angekündigt.

Dschjuba sorgte dafür, dass der Traum der Russen wieder erwachte. Erst köpfte er Gerard Pique den Ball an den ausgestreckten Arm, danach verwandelte er sicher den Strafstoß. Sein Schuss war der siebte auf das Tor von David De Gea - und der sechste, den dieser nicht abwehren konnte. Fünf Gegentreffer hatte Spanien in der Vorrunde kassiert, kein Zeichen für eine gute Defensivarbeit. Selbst in Überzahl brach bei den Männern um Ramos und Pique Hektik aus. König Felipe VI., extra aus Madrid angereist, wunderte sich auch über die Offensive: Wo war das weltweit gefürchtete Tiki-Taka, wo war Stürmer Diego Costa, der bis zum Achtelfinale drei Turniertore erzielt hatte? Stattdessen sah der Monarch Standfußball, daran änderte auch die Einwechslung von Iniesta wenig. Und so endete für den einstigen Titelfavoriten eine WM, die schon mit der Entlassung von Trainer Julen Lopetegui völlig verkorkst begonnen hatte.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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