Der n-tv.de-WM-Routenplaner Putin setzt auf Spanien, Kroatien auf Rebic
01.07.2018, 05:59 Uhr
Alexander Samedov und Fedor Smolov werden sich vom Favoritentipp ihres Präsidenten wohl nicht beeindrucken lassen.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Wird das der letzte Auftritt der Gastgeber bei der WM? Russland empfängt Spanien, die einen heftigen Komplex überwinden müssen. Turnier-Liebling Kroatien bekommt es mit Dänemark zu tun.
Was liegt heute an?
Die zweite Ladung Achtelfinals mit dem Gastgeber, zwei Titelkandidaten und, nun ja, Dänemark. Aber der Reihe nach: Erst stürzen sich ab 16 Uhr im Luschniki die Laufwunder der "Sbornaja" auf die Spanier (im ZDF und im Liveticker von n-tv.de), vier Stunden später trifft Fußball-Hipsters Liebling Kroatien in Nischni Nowgorod auf die Dänen (im ZDF und im Liveticker von n-tv.de).
Wenn Sie nur Zeit für ein Spiel haben, dann …
… salutieren Sie der "Sbornaja" ein letztes Mal, bevor sie sich gegen Spanien aus dem Heimturnier verabschiedet. Entgegen aller Befürchtungen hat sie sich nicht blamiert, das Exklusiv-Recht auf ein Vorrundenfiasko haben sich ja bekanntlich die PR-Genies der "Die Mannschaft" gesichert. Aber im Achtelfinale ist Schluss für den Gastgeber, diese Prophezeiung wagten zwei geschätzte Kollegen schon vor einigen Tagen, und wer würde an ihrem Urteil zweifeln? Die Russen selbst wissen natürlich um ihre Außenseiterrolle gegen Spanien, Hoffnung macht ausgerechnet der designierte Ex-Weltmeister: "Das Aus von Deutschland hat gezeigt, dass es keine unschlagbaren Teams mehr gibt", sagte Russlands Halbbrasilianer Mario Fernandes. "Wir glauben daran, dass wir Spanien schlagen können." Na bitte, und überhaupt: Wenn schon die deutsche Mannschaft in der Vorrunde ausscheiden kann, warum sollen sich nicht auch deutsche Sportredakteure irren?
Zumal anders als bei den "drei Ohrfeigen von Uruguay" ("Komersant") zwei wichtige Männer zur Verfügung stehen: Aleksandr Golowin und Fedor Smolow. Unklar bleibt allerdings, ob der Präsident moralische Unterstützung vor Ort verleiht. Wladimir Putin will das Spiel zwar gucken – wo, verriet er nicht. Vor dem Turnier legte er sich übrigens auf vier Titelfavoriten fest, nur noch zwei sind nach dem Ausscheiden von Argentinien und Deutschland übrig: Brasilien – und Spanien.
Was verursacht WM-Herzrasen?
Um es mit Kevin-Prince Boateng zu sagen: Rebicccccccc brudaaaaaaaa! Frankfurts Pokalheld Ante Rebic verkörpert alles, was die Kroaten zum aufregendsten Team der Vorrunde machte: Ungeheure Schnelligkeit, unwiderstehliche Kraft, unbändiger Spielwitz. Sein 1:0 gegen die Argentinier war ein Husarenstück, bereitwillig vorgelegt von Willy Caballero, das schon, aber aus der Luft in die Bude flambiert wie ein Revolverheld. Seit dem jetzt schon legendären 3:0 gegen Messi und Co. müssten die Kroaten eigentlich in die K.o.-Runde einmarschieren wie eine Kreisligatruppe auf Abschlussfahrt in den Bierkönig, mit T-Shirts, auf denen steht: "Ich hab mich umgesehen – Wir sind die Geilsten hier".
Noch haben die Kroaten aber außer vielen Herzen nichts gewonnen, "der Moment der Wahrheit kommt gegen Dänemark", warnt Trainer Zlatko Dalic. Mittelfeld-Maestro Luka Modric meinte gar, sein Team solle "vergessen was war". Vielleicht sogar diesen dritten Rang der 98-Helden um Davor Suker, von dem nun wieder alle Kroaten sprechen, und der eine Bürde sein könnte. Eine, die Kroatiens Gegner nur allzu gut kennt – sobald es ein dänisches Team über die Vorrunde hinaus schafft, kreisen die ewigen 1992er über ihm, dann erzählen die Opas wieder vom Balkan-Krieg, von McDonald’s und "Danish Dynamite". "Ich will nicht sagen, dass es wie ein Schatten über uns liegt, aber es ist immer noch Thema", sagte Thomas Delaney, eine der stärksten Säulen des dänischen Abwehrbollwerks. Da hilft nur eins: Selbst ein Thema werden für kommende Generationen.
Ras, dwa, tri – die Zahl des Tages: 9
Der Führende in der WM-Torschützenliste liegt schon fast uneinholbar vorn: das Eigentor. Neunmal haben sich die Spieler bislang den Ball ins eigene Netz gelegt - ein einsamer WM-Rekord. Die bisherige, nunja, Bestmarke lag bei sechs Eigentoren, aufgestellt in Frankreich 1998. Vier Spieler könnten in der K.o.-Phase übrigens noch für ein Novum sorgen: Zwei WM-Eigentore hat niemand erzielt. Daumen drücken heute also für Russlands Denis Tscheryschew, der schon ein Eigentor auf dem Konto hat - genau wie Yann Sommer (Schweiz), Edson Álvarez (Mexiko) und Marcelo (Brasilien).
Angeberwissen für's Public Viewing
Die Spanier sind dankbare Gäste: Noch nie konnten sie bei Welt- und Europameisterschaften gegen das Heim-Team gewinnen. An das letzte Aufeinandertreffen mit einem WM-Gastgeber haben sie besonders schlechte Erinnerungen. Im Viertelfinale der WM 2002 gegen Südkorea klaute der Schiedsrichter den Spaniern gleich zwei Tore, am Ende unterlagen sie im Elfmeterschießen. Wir werden uns aber hüten, vor dem heutigen Spiel über eine Bevorzugung der Gastgeber zu raunen - zum Einen, weil selbst unser CIA-Verbindungsagent das für Russland-Bashing hält, und zum Anderen hat die Fifa mit Björn Kuipers einen der besten Schiedsrichter der Welt nominiert.
Redelings WM-Zeitreise
An Franz Beckenbauer ist sehr viel verloren gegangen, unter anderem ein Battle-Rapper. Berüchtigt sein Hang zum gepflegten Diss, den sogar ein Meistertrainer wie Otto Rehhagel zu spüren bekam: "Der Rehhagel ist ein erstklassiger Trainer – in der 2. Liga." Was der "Kaiser" aber als Trainer der deutschen Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale am 1. Juli 1990 aufführte, glich selbst für seine Verhältnisse einem Tourette-Anfall. Ben Redelings erinnert heute auf n-tv.de an einen Beckenbauer im Amok-Modus und einen gewissen Jürgen Klinsmann, der an diesem Tag nichts richtig machen konnte.
Der Spruch zum Spieltag
"Und das Finale dann gegen Japan, was?"
Spaniens Bayer Thiago Alcantara kann das Gerede über die angeblich leichtere Turnierhälfte mit Russland, Dänemark und Schweden nicht mehr hören.
Quelle: ntv.de