Die Wahl von Kemmerich zum Ministerpräsidenten mit AfD-Stimmen finden die allermeisten Bundesbürger schlecht. Sein Rücktritt stößt auf breite Zustimmung wie eine Blitzumfrage im Auftrag von RTL und ntv zeigt. Die Vorgänge in Thüringen schaden zudem auch den Vorsitzenden von CDU und FDP.
Der größte politische Aufreger des noch jungen Jahres ebbt ab. Thüringen wird voraussichtlich neu wählen. Doch die Verwerfungen in Mitteldeutschland hinterlassen Spuren. Es zeichnen sich Gewinner der Krise ab, aber noch mehr Verlierer. Eine Analyse von Sebastian Huld
Thüringens Ministerpräsident will zurücktreten, der Landtag soll aufgelöst werden. Doch es gibt noch eine andere Option: Die Wahl eines anderen Regierungschefs. Bodo Ramelow jedenfalls würde sich dieser wieder stellen, wie seine Linkspartei bekanntgibt.
Wie das linke Lager nach der Kemmerich-Wahl tobten 1994 CDU, CSU und FDP, als Sozialdemokraten und Grüne in Sachsen-Anhalt den "Dammbruch" wagten und sich von der SED-Nachfolgepartei PDS tolerieren ließen. Darf die SPD nun die Moralkeule schwingen? Von Thomas Schmoll
Die Wahl des FDP-Politikers Kemmerich zum Thüringer Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD stößt dem bisherigen Regierungschef Ramelow sauer auf. Er kommentiert die Wahl mit zwei Bildern - und einem Ausspruch Hitlers.
Sicher war die Wahl Ramelows nicht, aber doch wahrscheinlich. Dass es am Ende ganz anders kam, liegt an den schwierigen Mehrheitsverhältnissen im Thüringer Landtag. Und an taktischen Spielchen der Parteien. Von Markus Lippold
Nicht der Linke Ramelow wird zum Ministerpräsidenten Thüringens gewählt, sondern FDP-Mann Kemmerich. Die Linke-Fraktionschefin Hennig ist darüber so erbost, dass sie dem neuen Landesvater nicht gratulieren will. Stattdessen entscheidet sie sich für eine demonstrative Geste.
Mit den Stimmen von AfD und CDU wird völlig überraschend der FDP-Politiker Thomas Kemmerich zum thüringischen Ministerpräsidenten gewählt. Der bisherige Amtsinhaber Bodo Ramelow scheitert im dritten Wahlgang. Wie es in dem Bundesland nun weitergeht, ist völlig unklar.
Erwartungsgemäß verpasst Bodo Ramelow im ersten und zweiten Wahlgang die erforderliche Mehrheit, um erneut zum thüringischen Ministerpräsidenten gewählt zu werden. Er bekommt aber Stimmen aus der Opposition. Der AfD-Kandidat verliert im zweiten Durchgang dagegen an Zustimmung.