Iran-Konflikt

Nachdem die USA das internationale Atomabkommen aufgekündigt haben, sieht Teheran die Europäer in der Pflicht, den Deal zu retten. Andernfalls könne sein Land die Anreicherung von Uran wieder verstärkt aufnehmen, droht Irans Außenminister Sarif.

Im November könnten neue US-Sanktionen gegen den Iran den Handel mit der Europäischen Union lahmlegen. Teheran und Brüssel suchen bereits nach Alternativen. Die EU sieht eine Art Tauschbörse als einzigen Weg, die Handelskanäle offenzuhalten.

Währungsabsturz, galoppierende Inflation, sinkende Ölexporte: Trumps Sanktionen stürzen den Iran ins Wirtschaftschaos. Gewinner sind Teherans Hardliner. Sie rufen nach neuen Waffen. Auch ein neues Atomprogramm ist kein Tabu. Von Hannes Vogel

Der Westen kritisiert den Iran immer wieder für Waffenlieferungen an Milizen und Rebellen. Nun haben sie schiitische Verbündete im Irak mit Raketen ausgestattet. Was für Israel und den Irak wie eine Bedrohung wirkt, ist für Teheran eine Art "Notfallplan."

Im Iran gibt es immer mehr Arbeitslose und der Wert der Währung sinkt. Das Parlament verlangt eine Erklärung von Präsident Ruhani, doch der will von einer Krise nichts wissen. Seine Aussagen sorgen bei allen Beteiligten für Unzufriedenheit.

Der Streit zwischen dem Iran und den USA ist politisch. Aber er hat auch eine juristische Seite, meint die Regierung in Teheran. Sie beruft sich in einer Klage auf ein Abkommen, das der verhasste Schah vor 63 Jahren mit den USA aushandelte.

Die amerikanisch-iranischen Spannungen verschärfen sich weiter. Von der machthabenden iranischen Geistlichkeit sind martialische Töne zu vernehmen. US-Sicherheitsberater Bolton kündigt weitere Maßnahmen gegen Teheran an.

Die USA und Israel sind sich sicher, dass der Iran an einem "Atomwaffenprogramm" arbeitet. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Bolton, und Israels Premier Netanjahu beraten deshalb das weitere Vorgehen.

Im Atom-Konflikt mit den USA mischt sich nun auch das geistliche Oberhaupt Irans ein. Ajatollah Ali Chamenei verbietet Präsident Ruhani mögliche Gespräche mit den USA. Zudem wirft er den US-Amerikanern vor, ihre Versprechen nicht zu halten.

Großbritannien wird nach dem Brexit stärker auf die USA angewiesen sein. Das weiß auch Präsident Trump. Sein Botschafter in London macht deutlich: Wenn die Briten die Iran-Sanktionen der USA nicht mittragen, bekommen sie Probleme.