Sturm auf Kapitol in Washington

Trump ist im Januar 2021 offenbar jedes Mittel Recht, um die Präsidentenwahl anzufechten. Zeugen schildern vor dem Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des US-Kapitols, wie der Ex-Präsident das Justizministerium instrumentalisieren wollte. Er habe mit einer Absetzung gedroht, so der damalige Minister.

Im US-Untersuchungsausschuss zum Kapitol-Sturm treten weitere Details zu Trumps Umgang mit seiner Wahlniederlage bei der Präsidentschaftswahl zutage. Politiker berichten, sie seien vom früheren Staatsoberhaupt beschimpft, beleidigt und bedrängt worden, gegen ihren Amtseid zu handeln.

• Video Tonaufnahmen belegen Trumps massiven Druck auf Politiker

Adam Kinzinger sitzt als einer von zwei Republikanern im Untersuchungsausschuss zum Angriff auf das US-Kapitol und greift nun seine eigene Partei offen an. Man habe das Volk mit Blick auf die Wahrheit im Stich gelassen. Für die Präsidentschaftswahl 2024 schwant Kinzinger Übles.

Zehn Abgeordnete aus den eigenen Reihen stimmten für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump. Nun bekommt einer von ihnen die Rache des Ex-US-Präsidenten zu spüren: Er wird sein Mandat abgeben müssen. Aber es geht um viel mehr. Von Roland Peters

Der Plan des früheren US-Präsidenten Trump, sich seine Macht zu sichern, indem sein Vize die Wahl Bidens nicht anerkennt, hätte schwere Folgen haben können. Es ist von einer "Verfassungskrise" die Rede. Beim Sturm aufs Kapitol kommen die Trump-Anhänger Pence sehr nahe, er wird zudem von Trump beschimpft.

Als ein von Trump aufgestachelter Mob am 6. Januar 2021 das US-Kapitol stürmt, suchen sie vor allem nach einem Mann: Vizepräsident Mike Pence, der das Ergebnis der Präsidentenwahl zertifizieren soll. Das Gebäude zu verlassen, kommt für ihn zu diesem Zeitpunkt nicht infrage, schildert einer seiner Berater.

In nie dagewesener Weise hat Ex-US-Präsident Trump 2020 versucht, seine Wahlniederlage noch zu drehen. Dabei setzte er seinen Vize Pence massiv unter Druck. Selbst damalige Berater von Pence und Trump verurteilen dies nun. Einer spricht von der Gefahr einer "Revolution" und "Verfassungskrise".

Anderthalb Jahre nach dem Sturm aufs Kapitol arbeitet die US-Justiz die Hintergründe des beispiellosen Vorfalls auf - und gibt Ex-Präsident Trump maßgebliche Mitschuld. Der wehrt sich nun. In einem zwölfseitigen Wutschreiben wiederholt er auch seine Wahlbetrugsvorwürfe.

Der Untersuchungsausschuss zur Attacke auf das US-Kapitol lässt die Öffentlichkeit teilhaben an Aussagen früherer Trump-Vertrauter zu dessen Wahlbetrugsfantasien. "Kompletter Schwachsinn", "dumm", "verrückt": Nicht nur die Erinnerungen des Ex-Justizministers sind bemerkenswert.

Trumps Gegner haben ihre Ansicht über die Gründe des Aufstands vom 6. Januar 2021 lange verbreitet, mit wenig Erfolg. Die öffentlichen Anhörungen im US-Kongress haben neue Wucht. Sie lassen der Familie und Verbündeten des Ex-Präsidenten das Wort. Doch die "smoking gun" fehlt. Von Roland Peters