Politik

Immunitätsfrage bleibt ungeklärt Supreme Court ermöglicht Trump Spiel auf Zeit

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Eine Aufhebung der Immunität auf Bundesebene könnte für Trumps Wahlkampf hinderlich sein.

Eine Aufhebung der Immunität auf Bundesebene könnte für Trumps Wahlkampf hinderlich sein.

(Foto: dpa)

Sonderermittler Smith will Donald Trump für seine Rolle bei der Kapitol-Erstürmung strafrechtlich zur Rechenschaft ziehen. Offen ist, ob das überhaupt geht - Trump war zu der Zeit noch im Amt und somit womöglich immun. Der Supreme Court will sich vorerst nicht mit der Frage befassen. Das kommt Trumps Verzögerungstaktik entgegen.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump spielt bei der Anklage gegen ihn wegen versuchten Wahlbetrugs auf Zeit - und kann nun einen Erfolg verbuchen. Der Oberste Gerichtshof der USA teilte mit, sich vorerst nicht mit der Frage der Immunität Trumps zu befassen. Damit dürfte der Anfang März geplante Termin für den Wahlbetrugsprozess gegen Trump in der US-Hauptstadt Washington nicht mehr zu halten sein.

Die Entscheidung ist ein herber Schlag für Sonderermittler Jack Smith, der Trump wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen, angeklagt hat. Unterdessen ist neues Tonmaterial aufgetaucht, das belegen soll, wie Trump nach der Wahl Druck auf Wahlhelfer ausgeübt hat. Sonderermittler Smith hatte den Supreme Court darum gebeten, zügig zu klären, ob Trump wegen seines Verhaltens nach der Wahl vor drei Jahren auf Bundesebene strafrechtlich verfolgt werden kann - oder ob er durch seine Immunität als Präsident geschützt ist. Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington gestürmt, aufgewiegelt von einer Rede des damaligen Noch-Präsidenten. Infolge der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben.

Trumps Anwälte argumentierten, dass der Republikaner nicht rechtlich für Taten belangt werden könne, die zu seinen Pflichten als Präsident gehörten. Die zuständige Richterin in dem Verfahren hatte einen entsprechenden Antrag allerdings abgelehnt. Gegen diese Entscheidung hatte Trumps Team Berufung eingelegt - damit ist ein Berufungsgericht am Zug. Doch Sonderermittler Smith wählte einen ungewöhnlichen Weg: Er wollte das Berufungsgericht umgehen und wandte sich direkt mit der Bitte an den Supreme Court, die Frage schnell zu klären, ob Ex-Präsidenten Immunität vor Strafverfolgung auf Bundesebene genießen: "Dieser Fall betrifft Fragen von außergewöhnlicher nationaler Bedeutung." Seinen Antrag lehnte das Oberste Gericht nun aber ohne Begründung ab.

Damit muss die Berufung ihren Weg durch die Instanzen gehen, was sich hinziehen kann. Eine mündliche Verhandlung vor einem Berufungsgericht ist für den 9. Januar angesetzt. Es ist davon auszugehen, dass der Fall nach der Entscheidung des Gerichts wieder beim Supreme Court landen wird. Ein Prozessbeginn Anfang März in Washington gegen Trump ist damit unwahrscheinlich, da auf die höchstinstanzliche Entscheidung gewartet werden muss.

Trump soll auch in Michigan versucht haben, Ergebnisse zu manipulieren

Mehr zum Thema

Trump, der noch mit weiteren strafrechtlichen Anklagen konfrontiert ist, will für die Republikaner noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Der 77-Jährige führt in parteiinternen Umfragen mit Abstand - die Vorwahlen für die Kandidatur beginnen in wenigen Wochen. Bisher deutet alles auf eine Neuauflage des Wahlkampfs zwischen Trump und dem amtierenden Präsidenten Joe Biden hin. Trump setzt darauf, die Prozesse gegen ihn bis nach der Wahl zu verzögern. Sollte er gewinnen, könnte er seinen Justizminister auffordern, die Ermittlungen auf Bundesebene gegen ihn einzustellen.

Gleichzeitig sorgte in den USA ein Bericht der Zeitung "Detroit News" für Aufsehen. Die Zeitung schrieb über eine Audioaufnahme Trumps aus dem November 2020, die ihr eigenen Angaben nach vorliegt. In dieser soll Trump zwei Wahlbeamte unter Druck gesetzt haben, die Wahlergebnisse für einen wichtigen Bezirk im US-Bundesstaat Michigan nicht zu bestätigen. Trump-Sprecher Steven Cheung erklärte als Reaktion auf den Bericht, dass "alle Maßnahmen von Präsident Trump in Erfüllung seiner Pflicht als Präsident der Vereinigten Staaten ergriffen wurden, sich treu um die Gesetze zu kümmern und die Integrität der Wahlen zu gewährleisten". Trumps mutmaßlicher Anruf passt in das damalige Muster des Republikaners, Beamte, Wahlhelfer und Politiker dazu zu drängen, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl nicht zu akzeptieren.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen