Konversionsbehandlungen Pseudotherapien gegen Homosexualität in Deutschland auch nach Verbot noch präsent
20.06.2023, 13:27 Uhr
Die Ausgaben der Krankenkassen in Niedersachsen für Psychotherapie sind gestiegen. Foto: Christin Klose/Archivbild
(Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)
Pseudotherapien gegen Homosexualität sind auch drei Jahre nach dem Verbot sogenannter Konversionsbehandlungen weiterhin ein Thema. In einer Umfrage unter rund 600 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Seelsorgenden gab mit 23 Prozent rund ein Viertel an, Kenntnis von Konversionsbehandlungen zu haben, die zum Teil auch nach dem Verbot noch stattfanden, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärte.
Dies deckt sich demnach mit Angaben aus der queeren Community in einer Onlinebefragung. Demnach wurden bis zu einem Drittel der Befragten Handlungen vorgeschlagen, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern (29 Prozent) oder zu unterdrücken (32 Prozent).
Nicht immer werden Konversionsbehandlungen aber als solche erkannt. Bis zu ein Viertel der Befragten war sich demnach unsicher, ob ihnen jemals nahegelegt wurde, ihre Geschlechtsidentität oder ihre sexuelle Orientierung zu unterdrücken. Die Konversionstherapien zielen darauf ab, die homosexuelle Orientierung eines Menschen zu ändern beziehungsweise zu "heilen" und in heterosexuelles beziehungsweise asexuelles Verhalten umzuwandeln. Bei unter 18-Jährigen sind die Therapien seit drei Jahren generell verboten.
Bei Erwachsenen gilt dies dann, wenn sie einem "Willensmangel" unterliegen - etwa durch Täuschung, Irrtum, Zwang oder Drohung. Das trifft zum Beispiel zu, wenn jemand über den therapeutischen Nutzen getäuscht oder nicht ausreichend über Risiken aufgeklärt wird. Bei Zuwiderhandlungen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.
Im Auftrag der BZgA erhob das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Onlinebefragung zu Erfahrungen mit queerfeindlichen Haltungen in Deutschland. Die Befragung „Unheilbar queer? – Erfahrungen mit queerfeindlichen Haltungen in Deutschland“ im Rahmen des Forschungsprojekts „Konversionsbehandlungen: Kontexte. Praktiken. Biografien.“ von Mosaik Deutschland e. V. in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg ist eine der ersten systematisierten Erhebungen zum Thema Queerfeindlichkeit mit dem Fokus auf sogenannte Konversionsbehandlungen in Deutschland.
Mehr als 3500 Menschen zwischen 18 und 70 Jahren aus der queeren Community beteiligten sich daran. Zudem wurden 600 Fachkräfte befragt.
Quelle: ntv.de, AFP