Personal aus der Türkei 150 Hilfskräfte unterstützen Airports in Nürnberg und München
16.08.2022, 19:50 Uhr
Als der Personalbedarf abgefragt wurde, hatte die Branche laut ABL-Chef Richter rund 970 Arbeitskräfte angefordert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Personalmangel in der Luftfahrt sorgt an deutschen Flughäfen in der Ferienzeit für lange Warteschlangen, Verspätungen und Flugstreichungen. Abhilfe sollen eigentlich Hilfskräfte aus der Türkei schaffen. An den lautstark geforderten helfenden Händen sind aber nur noch zwei Airports interessiert.
An deutschen Airports kommen trotz des Flugchaos nun doch nur etwa 150 Hilfskräfte aus der Türkei zum Einsatz. "Die ersten kommen voraussichtlich diese Woche, der Rest nächste Woche", sagte Thomas Richter, der Chef des Arbeitgeberverbands der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL). "Es sind rund 150 Arbeitsverträge geschrieben." Letztlich seien aber nur die Flughäfen München und Nürnberg an diesen "helfenden Händen" interessiert, die vor allem bei der Gepäckabwicklung befristet bis zum 6. November arbeiten sollen.
Anfang Juni hatten mehrere Luftfahrtverbände die Regierung um Hilfe gebeten, einen Personalmangel von 2000 Beschäftigten beim Bodendienst abzumildern. Dies sollte durch geringere bürokratische Hürden für das Anheuern ausländischer Arbeitskräfte, vor allem aus der Türkei geschehen. Der Personalmangel in der Luftfahrt sorgt an deutschen Flughäfen in der Ferienzeit für lange Warteschlangen, Verspätungen und Tausende Flugstreichungen. Ende Juni hatte die Bundesregierung zur Abhilfe schnelle Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse für Personal aus der Türkei in Aussicht gestellt.
Die Koalition pochte aber darauf, dass es keine Abstriche bei Sicherheitschecks geben werde. Als dann der Personalbedarf abgefragt worden sei, habe die Branche noch rund 970 Arbeitskräfte angefordert, sagte Richter. Allein der größte deutsche Flughafen Frankfurt hätte etwa 500 Menschen benötigt. Dann jedoch seien die Airports Köln und Düsseldorf abgesprungen, "weil es insgesamt zu lange dauerte und die Ferien fast schon durch waren", sagte Richter. "NRW hat die Zeit wehgetan."
Zuletzt sprang auch der Frankfurter Flughafen ab. Der Betreiber Fraport begründete dies damit, dass die tatsächliche Qualifikation der Hilfskräfte "vielfach deutlich unter unseren geforderten Minimalanforderungen liegt". Dies betreffe etwa einschlägige Flughafen-Erfahrung und Deutschkenntnisse. "Mit Blick auf den befristeten Einsatz dieser Beschäftigten, stehen der Aufwand für umfangreiche Schulungen, Deutschkurse etc. und Nutzen hier leider in keinem sinnvollen Verhältnis." Fraport will deshalb über diesen Weg niemanden einstellen - "auch zu unserer Enttäuschung". Man werde selber Personal rekrutieren und benötige noch mehrere Hundert Beschäftigte, nachdem schon gut 1000 angeheuert seien.
"Es einen krachenden Erfolg zu nennen, wäre wohl falsch"
In Nürnberg sind die Hilfskräfte hingegen willkommen. Die heiße Phase der Hochsaison habe mit den Sommerferien erst begonnen, die Feriensaison gehe noch bis zu den Herbstferien Anfang November, erklärte ein Flughafensprecher. Deshalb komme die Hilfe noch rechtzeitig. "Wir brauchen helfende Hände, die Gepäck von A nach B schleppen können und keine Beschäftigten mit besonderen Qualifikationen wie etwa einem Führerschein für Spezialfahrzeuge."
Am Flughafen München reisen die ersten Aushilfen am kommenden Wochenende für rund zweieinhalb Monate an, nachdem der Anwerbeprozess fast genauso lang gedauert hat. Das Personal soll im Innendienst der Bodenverkehrsdienste zur Gepäckeinschleusung eingesetzt werden - nicht im direkten Umfeld der Flugzeuge. ABL-Fachmann Richter sagte, der Prozess habe insgesamt lange gedauert. "Es einen krachenden Erfolg zu nennen, wäre wohl falsch." Positiv sei allerdings, dass alle Beteiligten nun ein klares Augenmerk auf die sogenannte Zuverlässigkeitsüberprüfung (ZÜP) hätten. "Ich hoffe, dass wir künftig die Leute schneller durch die ZÜP bekommen." Auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hatte wiederholt einen schnelleren Sicherheitscheck bei Neueinstellungen gefordert.
Quelle: ntv.de, jki/rts