Liste des Finanzministeriums 21 Behörden-Chefs verdienen mehr als Scholz
22.12.2022, 01:33 Uhr
"Weniger Stress als Scholz": Der Geschäftsführer der Bundesdruckerei kommt mit 800.000 Euro auf ein doppeltes Kanzler-Gehalt.
(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Schoening)
In der Privatwirtschaft gehören hohe Managergehälter zum Geschäft. Allerdings lassen sich auch Führungskräfte von Staatsunternehmen fürstlich entlohnen. Bahnchef Lutz etwa verdient knapp dreimal so viel wie der Kanzler. "Dagegen ist Scholz fast ehrenamtlich unterwegs", beklagt der Linken-Politiker Korte.
Der Job des Bundeskanzlers mag anstrengend sein, zu den bestbezahlten im öffentlichen Sektor gehört er nicht. Das geht aus einer Liste des Bundesfinanzministeriums hervor, aus der das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert. Demnach verdienen nicht nur einige Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mehr als Olaf Scholz, sondern auch viele Chefs von bundeseigenen Unternehmen und Institutionen. Laut der Ministeriumsliste auf eine Anfrage der Linksfraktion erhalten mindestens 21 Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglieder von Bundesunternehmen oder -anstalten ein höheres Jahresgehalt als der Bundeskanzler.
Die Spitzenverdiener unter den Firmen in Bundesbesitz sind laut RND der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, mit einem Jahresgehalt von 900.000 Euro, sowie der Geschäftsführer der Bundesdruckerei mit 863.000 Euro und mehrere Vorstandsmitglieder der staatseigenen KfW-Bank, die zwischen 555.400 Euro und 687.600 Euro im Jahr erhalten.
Wie aus der Auflistung des Bundesfinanzministeriums weiter hervorgeht, liegen in dem Bereich oberhalb von 500.000 Euro Jahresgehalt auch weitere Mitglieder des Bahnvorstands sowie der Geschäftsführungen der Bundesdruckerei und des IT-Dienstleisters des Bundes, BWI, außerdem der Chef des vom Wirtschaftsministerium ins Leben gerufenen Hightech-Gründerfonds. Die Chefs des Mauteintreibers Toll Collect und weitere Spitzenkräfte der BWI GmbH erhalten weniger als eine halbe Million Euro Jahreslohn, liegen aber ebenfalls über dem Gehalt von Scholz. Dieses besteht aus dem Kanzlergehalt und der Hälfte seiner Abgeordnetendiät: laut Bundestag insgesamt 360.000 Euro im Jahr.
"Diese irre Politik muss aufhören"
Knapp hinter Scholz finden sich noch etliche weitere Chefs von Bundesfirmen und -anstalten auf der Liste des Ministeriums, hieß es in dem Bericht weiter. Die Gehälter des Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und zweier Vorstandsmitglieder der FMS Wertmanagement, einer "Bad Bank" zur Abwicklung der verstaatlichten Hypo Real Estate, hielt das Bundesfinanzministerium demnach geheim, um keine Persönlichkeits- und informationellen Selbstbestimmungsrechte zu verletzen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, sprach von "absurden Verhältnissen": "Im Vergleich zum Vorstand der Deutschen Bahn AG ist Bundeskanzler Scholz quasi ehrenamtlich unterwegs. Und eine schlechtere Arbeit als Pofalla und Co. kann er gar nicht abliefern", sagte Korte dem RND. "Als Chef der Bundesdruckerei hätte er vermutlich weniger Stress, aber dafür doppelt so viel Gehalt." Korte sieht als Ursache dafür die Ausgliederung und Privatisierung staatlicher Infrastruktur und Institutionen: "Diese irre Politik muss aufhören", sagte er dem RND.
Quelle: ntv.de, mau