Diesen Sommer in Europa 36 Prozent der Flüge verspätet oder ausgefallen
19.09.2022, 20:09 Uhr
Bei Entschädigungen geht es meist um die Frage: Waren außergewöhnliche Umstände für die Verspätung oder den Ausfall verantwortlich?
(Foto: picture alliance/dpa)
Millionen von Passagieren haben Anspruch auf Entschädigung, weil es in den Sommermonaten Juni, Juli und August massive Probleme mit ihren Flügen gab. In Deutschland sind einer Untersuchung zufolge gar 45 Prozent der Flüge betroffen. In drei Staaten sieht es noch schlechter aus.
Personalmangel und Streiks haben in diesem Sommer für viele Probleme im Flugverkehr gesorgt. Im Juni, Juli und August hatte mehr als jeder dritte in Europa gestartete Flug Verspätung oder fiel aus, wie aus einer Untersuchung der Verbraucherorganisation Airhelp hervorgeht. Demnach haben in der Folge 3,6 Millionen Passagiere Anspruch auf Entschädigung.
Airhelp zufolge waren insgesamt 68 Millionen Reisende betroffen, davon 8,3 Millionen mit Abflug aus Deutschland. Flüge von europaweit 3,7 Millionen Passagieren wurden gestrichen. Die meisten Probleme gab es bei Flügen aus Tschechien, Belgien und Ungarn: Über die Hälfte aller Flüge von dort kam mit Verspätung ans Ziel. In Deutschland waren es mit 45 Prozent der Flüge ebenfalls überdurchschnittlich viele.
Im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie haben Verspätungen und Ausfälle merklich zugenommen. 2019 gab es noch bei 30 Prozent der Flüge derartige Probleme, nun waren es 36 Prozent. Bei einer Verspätung von mehr als drei Stunden oder Flugausfällen haben Flugpassagiere Recht auf Entschädigung. Voraussetzung dafür ist, dass die Fluggesellschaften die Probleme selbst verursacht haben.
Bei Streiks müssen Airlines kompensieren
Laut Airhelp waren in diesem Sommer 5,8 Millionen Fluggäste von schweren Komplikationen betroffen. Bei außergewöhnlichen Umständen wie Unwettern oder medizinischer Notfälle sind die Airlines von der Kompensationspflicht befreit - nicht jedoch bei Streiks. 3,6 der 5,8 Millionen Fluggäste hätten daher Anspruch auf Entschädigung, erklärten die Verbraucherschützer.
Für 1,1 Millionen dieser Passagiere entstanden die Probleme in Deutschland. "Das bedeutet, dass im europaweiten Vergleich vor allem die Fluggesellschaften an deutschen Flughäfen die Verantwortung für die zahlreichen Ausfälle und Verspätungen tragen müssen", erklärte Airhelp.
"Wir gehen weder davon aus, dass es in den nächsten Monaten besser aussehen wird, noch davon, dass die Fluggesellschaften bereitwillig die Entschädigungszahlungen tätigen werden", erklärte Julián Navas, Rechtsexperte bei Airhelp. Betroffene Passagiere können ihren Entschädigungsanspruch bis zu drei Jahre rückwirkend durchsetzen.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP