Albärt gegen Albärt Absurder Markenstreit um EM-Maskottchen
12.06.2024, 08:06 Uhr Artikel anhören
"Bärnardo" oder "Bärnheart" wäre auch nicht origineller gewesen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Albärt ist das Maskottchen der Fußball-EM. Die UEFA beansprucht Albärt auch als geschützte Marke, um damit Geld zu verdienen. Stoff- und andere Bären namens Albärt gibt es allerdings schon seit Langem. Laut UEFA können sie alle "friedlich koexistieren". Dennoch gibt es Streit.
Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft läuft, wie gewohnt bei derartigen Sportereignissen, die Vermarktungsmaschine des veranstaltenden Verbands auf Hochtouren. Kern des Millionengeschäfts der UEFA bei dem Turnier sind die Marken, die sich der europäische Fußballverband hat schützen lassen und die nur von Partner-Unternehmen verwendet werden dürfen, die teure Lizenzen dafür erworben haben. Dazu gehören etwa die Namen "UEFA EURO 2024" oder "EURO 2024" und "Albärt".
Albärt ist der Name des Koala-artigen Maskottchens der Meisterschaft. Und dass die UEFA für diesen Namen Markenschutz beansprucht, macht Michael Erhardt "so richtig sauer", wie er ntv.de am Telefon berichtet. Erhardt hat bereits vor Monaten Einspruch gegen die Eintragung der Marke Albärt durch die UEFA beim Amt für Schutz geistigen Eigentums der EU (EUIPO) eingelegt. Zudem hat der Klage gegen einen UEFA-Partner eingereicht und nach eigenen Angaben beim deutschen Zoll beantragt, alle Albärt-Stofftiere zu beschlagnahmen, wenn welche importiert werden.
Vor knapp einem Jahr, nachdem eine Internetabstimmung der UEFA eine Mehrheit für Albärt als Namen des EM-Maskottchens ergeben hatte, ließ Erhardt sich selbst die Wortmarke beim EUIPO eintragen. Der Verband beantragte dies erst im Oktober 2023, das geht aus der Datenbank des EUIPO hervor. Aus Sicht der UEFA schmälert das deren Anspruch allerdings nicht. Dass Ehrhardt die Marke wenige Stunden nach der Bekanntgabe des Namens des Maskottchens online angemeldet habe, weise darauf hin, dass er dies "bösgläubig" getan habe, sagt Mathis Breuer, Anwalt der Kanzlei Hoyng Rokh Monegier, die die UEFA vertritt. Ehrhardt, so Breuer, versuche, sich Rechte an Marken anderer zu erschleichen. Das zeige auch die lange Reihe juristischer Auseinandersetzungen Ehrhardts mit anderen Sportverbänden, unter anderem dem DFB. Vor Gericht seien seine Ansprüche dabei immer wieder zurückgewiesen worden.
"Ich bin ein Visionär", beschreibt sich Erhardt selbst
Auch im aktuellen Streit um Albärt seien bislang alle Entscheidungen zuungunsten Ehrhardts ausgefallen: Das Landgericht München I habe die von Ehrhardt beantragte einstweilige Verfügung gegen den UEFA-Partner zurückgewiesen, der Zoll sei Ehrhardts Aufforderung nach Beschlagnahme nicht nachgekommen und auch das deutsche Patent- und Markenamt habe Ehrhardts Eintragung von dessen Albärt als Bildmarke gleich zweifach abgelehnt. Der Anwalt ist daher "mehr als optimistisch", dass auch der Widerspruch gegen die Marke der UEFA zurückgewiesen und Ehrhardts Wortmarke gelöscht werde.
"Ich bin ein Visionär", beschreibt sich Erhardt dagegen selbst. Eigenen Angaben nach hat er schon in vielen Jobs gearbeitet, unter anderem als Kellner, "in den Medien" und in der Filmbranche. Zu den vielen Dingen, die Erhardt seiner Darstellung zufolge in all diesen Jahren geschaffen habe, gehöre beispielsweise ein Marketingkonzept samt Slogan, das er einmal dem Deutschen Fußballbund angeboten habe. Nicht allzu lange, nachdem der Verband seine Ideen abgelehnt hatte, so schildert Erhardt es, sei er "geschockt" gewesen, als er den Mannschaftsbus der Nationalelf gesehen habe - mit seinem angeblichen Slogan "Wir für Euch - Wir für Deutschland"!
Figur bereits 2010 erschaffen?
Der Fall kam vor Gericht, das Erhardts Geschichte nicht glaubte und seine Ansprüche gegen den DFB zurückwies. Aber bis heute betreibt er einen Internet-Shop "Wir für Deutschland", der T-Shirts mit diesem Slogan vertreibt. Daneben existiert - zumindest online- ein von Erhardt gegründeter Nationalmannschafts-Fan-Klub mit dem Namen "Wir für Deutschland". Dessen Maskottchen ist ... ein Bär namens Albärt. Erhardt will die Figur bereits 2010 erschaffen haben.
Dass nach dem DFB nun auch die UEFA eine seiner Visionen stehle, sei kein Zufall. "Im Universum hängt alles miteinander zusammen", sagt er. Nachweisen kann er einen solchen Zusammenhang allerdings nicht - und auch nicht, dass sein Albärt tatsächlich schon vor der Benennung des UEFA-Maskottchens existierte und genutzt wurde. Das wäre Voraussetzung für einen Markenschutz.
Er sei in den Jahren zuvor nie auf die Idee gekommen, die Marke Albärt zu schützen oder für deren Nutzung durch andere abzukassieren, so Erhardt. So originell sei der schließlich nicht. "Es gibt mindestens ein Dutzend Albärts." Darunter ist ein Stofftier der Versicherung Alte Leipziger, ein Albärt-Teddy einer Firma aus Albstadt, das Maskottchen des Schwäbischen Albvereins, handgehäkelte Albärts eines österreichischen Onlineshops und viele weitere. "Die UEFA hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, nachzuschauen, ob diese Marke schon genutzt wird", ärgert Erhardt sich. Gegen die UEFA kämpfe er nicht nur für sich und seinen Albärt, sondern "auch für alle anderen Albärts". Breuer versichert, dass das nicht nötig sei, diese Albärts stammten aus ganz unterschiedlichen Bereichen und könnten aus Sicht der UEFA "selbstverständlich friedlich koexistieren".
Quelle: ntv.de