Wirtschaft

"Die Zahlen waren sehr schlecht" Analysten beäugen die Deutsche Bank

Ein Mann der Zahlen, der den Aktionären vorerst nur Verluste präsentieren kann: John Cryan, Chef der Deutschen Bank.

Ein Mann der Zahlen, der den Aktionären vorerst nur Verluste präsentieren kann: John Cryan, Chef der Deutschen Bank.

(Foto: picture alliance / Boris Roessle)

Wie steht es um die Deutsche Bank? Die Milliardenstrafe in den USA, der Konzernumbau und der Abbau teurer Altlasten drücken das Schwergewicht das zweite Jahr in Folge in die Verlustzone. Kann sich der Aktienkurs halten?

Die Aktien der Deutschen Bank stehen nach der Vorlage eines Milliardenverlustes für 2016 kräftig unter Druck: Der Kurs fällt am Vormittag zeitweise um bis zu 7,1 Prozent auf 17,82 Euro und bildet damit das Schlusslicht im Dax.

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Die Deutsche Bank schließt ein weiteres Sanierungsjahr mit tiefroten Zahlen ab. Unter dem Strich stand 2016 ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Die Neuausrichtung des Geldhauses und etliche große Rechtsstreitigkeiten drückten erneut schwer auf die Bilanz. Außerdem kämpfte Deutschlands größtes Geldhaus zum Jahresende weiter gegen einen Vertrauensverlust der Kunden an, die Milliarden abzogen. "Unsere Ergebnisse des Jahres 2016 spiegeln sowohl den konsequenten Umbau der Bank als auch die Marktturbulenzen rund um unser Haus wider", fasste Vorstandschef John Cryan die Lage zusammen.

Mit 1,4 Milliarden Euro fiel der Verlust im Gesamtjahr 2016 jedoch deutlich geringer aus als das Rekordminus von 6,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten allerdings für 2016 mit etwas besseren Ergebnissen gerechnet.

An der Börse hoben Branchenkenner insbesondere das unerwartet hohe Minus in den letzten drei Monaten des Jahres hervor. In diesem Zeitraum verbuchte die Bank einen Nettoverlust (nach Steuern und Anteilen Dritter) in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro. Am Markt hatten Beobachter im Schnitt lediglich mit einem Minus in Höhe von 1,15 Milliarden Euro gerechnet.

Kurzer Schreck an der Börse?

"Das vierte Quartal war unter den Erwartungen wegen höher als gedachten Einmal-Sonderbelastungen", urteilte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Ein Händler bewertete die Bilanz ähnlich kritisch: "Die Zahlen waren sehr schlecht. Die Euphorie vorher war wohl auch zu hoch, die Aktien haben schon zu viele Vorschusslorbeeren bekommen."

Der Kursrutsch nach den Zahlen sei aber auch nicht überzubewerten, meinte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Da die Inflation in der Eurozone steigt, gebe es zumindest Hoffnung, dass die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht noch mehr in Richtung Negativzinsen gehe. "Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die darauf setzen, dass sich die Deutsche Bank bald wieder in einem normaleren Umfeld bewegen wird."

Kurs mehr als verdoppelt

Der Kurs von zehn Euro könne der Tiefpunkt gewesen sein, meinte Stanzl. Im September war die Aktie auf ein Rekordtief von knapp 9,90 Euro gefallen. Seitdem ist der Aktienkurs ein gutes Stück gestiegen: Am Vorabend vor der Zahlenvorlage war die Deutsche-Bank-Aktie bei 19,18 Euro aus dem Handel gegangen.

Nach einem nervenaufreibenden Herbst konnte die Deutsche Bank eigenen Angaben zufolge das Vertrauen vieler Kunden wieder zurückgewinnen. "Seit wir uns kurz vor Weihnachten grundsätzlich mit dem US-Justizministerium einigten, machen auch die Kunden, die sich im Herbst zurückgezogen hatten, wieder deutlich mehr Geschäft mit uns", erklärte Bankchef John Cryan bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Frankfurt.

"Deutlich besser als im Vorjahr"

Die gedrehte Stimmung zeige sich unter anderem an den Einlagen der Privat- und Firmenkunden in Deutschland. "Im Oktober gingen sie zurück, aber im November und Dezember legten sie schon wieder zu." Zum Jahresende seien sie schließlich höher gewesen als zu Jahresbeginn.

Auch der Jahresauftakt 2017 sei vielversprechend: "In wesentlichen Bereichen unserer Bank läuft es deutlich besser als im Vorjahr, zum Beispiel im Kapitalmarktgeschäft." Nachdem im Herbst eine Forderung der US-Justiz über 14 Milliarden Dollar wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise im Raum gestanden hatte, waren Sorgen um die Kapitalausstattung der Bank aufgekommen. Sogar über die Notwendigkeit von Staatshilfe war spekuliert worden. Am Ende war der Vergleich nur halb so groß, die Lage entspannte sich.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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