Umfragehoch für Protestpartei Anleger scheuen Italiens Staatsanleihen
07.07.2016, 17:05 Uhr
Kabarettist und Parteichef: Die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo hat in Italien derzeit Oberwasser.
(Foto: imago/Italy Photo Press)
Ein politisches System vor dem Umbruch macht Italiens Staatsanleihen für Anleger immer weniger attraktiv. Die Rendite zehnjähriger Bonds steigt in der Folge an. Aber auch der kriselnde Bankensektor lastet auf dem Wert der Anleihen.
Das Umfragehoch der Protestpartei Fünf Sterne und die Krise des italienischen Bankensektors haben den Anleihen des Landes erneut zugesetzt. Die Rendite der zehnjährigen Titel stieg auf bis zu 1,279 von 1,236 Prozent. Die Bonds anderer hoch verschuldeter südeuropäischer Staaten wie Spanien oder Portugal rentierten ebenfalls höher. Dabei werden diese Anleihen derzeit in Massen von der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgekauft. Spekulationen auf eine Ausweitung der Käufe hatte die Renditen zuletzt sogar auf Mehr-Monats-Tiefs gedrückt.
Nun bewirken politische unsichere Zeiten eine Gegenbewegung. Wenige Wochen nach ihren Erfolgen bei den Bürgermeister-Stichwahlen ist Fünf Sterne in Umfragen mit 30 Prozent die stärkste politische Kraft Italiens, noch vor dem Mitte-Links-Lager des Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Die EU-kritische Protestpartei will unter anderem die Italiener über einen Verbleib Italiens in der Euro-Zone abstimmen lassen.
Reguläre Parlamentswahlen stehen zwar erst 2018 auf dem Terminplan, Renzi hat seine politische Zukunft aber an das für Oktober angesetzte Referendum über die Verfassungsreform geknüpft. Sie soll unter anderem über eine Beschneidung der Macht des Senats das politische System Italiens stabiler machen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat keine Regierung ihre volle fünfjährige Amtszeit überstanden.
360 Milliarden an faulen Krediten
Kopfschmerzen bereitet Börsianern zudem der rund 360 Milliarden Euro hohe Berg an faulen Krediten, unter dem die italienischen Banken ächzen. Das ist ein Drittel aller Problem-Darlehen in der Euro-Zone. Renzi möchte den Geldhäusern unter die Arme greifen, erhält hierfür aber keine Ausnahme-Genehmigungen von der EU. Es gebe keine Notwendigkeit für neue Regeln, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem EU-Gipfel in der vergangenen Woche.
Seit dem Brexit-Referendum Ende Juni haben die italienischen Banken rund ein Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt. Der europäische Banken-Index verlor im gleichen Zeitrum gut 20 Prozent.
Quelle: ntv.de, kst/rts