Streit mit Epic Games eskaliert Apple verbannt "Fortnite" weiterhin aus App-Store
07.03.2024, 08:24 Uhr Artikel anhören
Trotz Anpassung an das neue Digitalgesetz, sperrt Apple den "Fortnite"-Entwickler aus dem App-Store aus.
(Foto: picture alliance / AA)
Epic Games hofft, durch das neue EU-Digitalgesetz auf die iOS-Systeme zurückzukehren. Apple versucht, das zu verhindern. Hintergrund ist ein Rechtsstreit zwischen dem Spiele-Entwickler und Apple. Auch andere Anbieter erheben schwere Vorwürfe gegen Apples Anpassung an das neue Gesetz.
Die Entwickler des Online-Spiels "Fortnite" haben einen Rückschlag erlitten, in der EU auf das iPhone zurückzukehren. Apple sperrte den dafür vorgesehenen Entwickler-Account aus. Der Konzern betonte, nach früheren Regelverstößen habe Apple vor Gericht bestätigt bekommen, Produkte der Firma Epic Games aus dem App Store zu werfen.
Mit dem Greifen des Digitalgesetzes DMA (Digital Markets Act) muss Apple in der EU erstmals zulassen, dass auf dem iPhone auch Anwendungen aus anderen Quellen als dem hauseigenen App Store geladen werden dürfen. Epic will das nutzen, um das seit August 2020 nach einem Regelverstoß aus dem App Store verbannte "Fortnite" zumindest in der Europäischen Union auf das iPhone zurückzubringen.
Epic machte die neue Kontroverse in einem Blogeintrag öffentlich. Demnach sperrte Apple bereits am 2. März einen, wenige Wochen zuvor eingerichteten schwedischen Entwickler-Account von Epic Games aus. In dem ebenfalls veröffentlichten Brief der Anwälte heißt es, Epic sei "nachweislich nicht zu vertrauen".
Epic-Games wollte keine Prozente abdrücken
Auslöser für den langen Streit war ein Versuch von Epic, mithilfe eines Tricks die Abgabe von 15 oder 30 Prozent vom Kaufpreis umgehen, die Apple bei Geschäften in seinem App Store einbehält. An den App-Prüfern des Konzerns wurde eine Version der Anwendung mit verstecktem Software-Code durchgeschleust, der Nutzer virtuelle Artikel auch an Apple vorbei kaufen ließ. Apple warf "Fortnite" wegen der Regel-Verletzung aus dem App Store. Epic zog dagegen vor Gericht in den USA, verlor aber in allen Instanzen.
Epic bezeichnete die Verbannung des schwedischen Entwickler-Accounts als Vergeltung für die scharfe Kritik von Firmenchef Tim Sweeney an Apples Umsetzung der DMA-Vorgaben. Er hatte die geplanten Apple-Regeln für andere App-Marktplätze unter anderem als "Müll" bezeichnet und dem Konzern vorgeworfen, damit den Wettbewerb bremsen zu wollen. Sweeney legte am Mittwoch noch nach und schrieb beim Online-Dienst X, Apple versuche, App-Entwickler einzuschüchtern.
Apple führt in den neuen Bedingungen unter anderem nach einer Million Downloads einer App in einem Zwölfmonatszeitraum eine Abgabe von 50 Cent für jede weitere Erstinstallation ein. Die Entwickler können aber auch im alten Modell bleiben und ihre Apps nur über Apples App Store vertreiben. Wechseln sie jedoch ins neue System, gibt es keinen Weg zurück zu den bisherigen Bedingungen. Der Konzern nennt App-Installationen aus anderen Quellen ein Sicherheitsrisiko.
Vorwurf: Apple will weiterhin Anbieter abhängig machen
Auch der Musikstreaming-Marktführer Spotify wirft Apple vor, mit der DMA-Umsetzung den Vertrieb über andere Marktplätze für App-Entwickler wirtschaftlich nicht tragbar machen zu wollen. Es gibt allerdings auch Ankündigungen zum Start von App-Marktplätzen für das iPhone.
Apple wurde von der EU-Kommission als eines der sechs "Gatekeeper"-Unternehmen (Torwächter) genannt, für die gemäß dem DMA striktere Vorgaben beim Wettbewerb gelten. Die Kommission wird auch darüber befinden, ob ein "Gatekeeper" mit der DMA-Umsetzung seinen Pflichten nachkommt. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte jüngst dem Finanzdienst Bloomberg, die Regelungen sollten nicht "unattraktiv" für Kunden und Nutzer der Unternehmen sein.
Quelle: ntv.de, gri/dpa