Schwache Ergebnisse erwartet BASF streicht Stellen und schließt Anlagen
24.02.2023, 07:37 Uhr
Unter anderem sollen in Ludwigshafen eine der beiden Ammoniak-Anlagen und eine TDI-Anlage sowie Anlagen für bestimmte Vorprodukte geschlossen werden.
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Die Konjunktur lahmt, die Energiekosten drücken, die Wettbewerbsfähigkeit leidet: BASF verordnet sich ein Sparprogramm, dem weltweit auch 2600 Stellen zum Opfer fallen. So sollen sogar ganze Anlagen stillgelegt werden, auch in Ludwigshafen selbst.
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will weltweit 2600 Stellen streichen. Davon entfallen rund zwei Drittel auf Deutschland, teilte der DAX-Konzern mit. BASF hatte im vergangenen Jahr wegen der explodierenden Energiekosten in Europa und der abflauenden Konjunktur ein Sparprogramm angekündigt. Damit will das Unternehmen ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion einsparen, davon soll die Hälfte im Stammwerk Ludwigshafen realisiert werden.
Schwerpunkte der Kosteneinsparungen sind Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale. "Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller laut Mitteilung. Sie leide auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren. All dies habe bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst.
Zusätzlich belasteten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Die Anpassung in Ludwigshafen würden ab Ende 2026 voraussichtlich zu jährlich über 200 Millionen Euro niedrigeren Fixkosten führen, teilte BASF weiter mit. Neben dem Kosteneinsparprogramm ergreife BASF auch strukturelle Maßnahmen. Damit soll das Stammwerk Ludwigshafen langfristig besser für den immer schärfer werdenden Wettbewerb gerüstet werden. Unter anderem sollen dort eine der beiden Ammoniak-Anlagen und eine TDI-Anlage sowie Anlagen für bestimmte Vorprodukte geschlossen werden.
Miese durch abgeschriebenes Russlandgeschäft
Hintergrund der Stellenstreichungen sind schlechte Geschäftsaussichten bei BASF. Der Konzern rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem Rückgang von Umsatz und Ergebnis. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) dürfte auf 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro zurückgehen, wie der Chemieriese bei Vorstellung der Bilanz mitteilte. 2022 war der Gewinn - wie bereits seit Januar bekannt - um gut 11 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gesunken. BASF war es zuletzt immer schlechter gelungen, die steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie in Form von höheren Preisen an die Kunden weiterzugeben.
Der Umsatz wird in diesem Jahr zwischen 84 und 87 Milliarden Euro erwartet und damit unter dem Vorjahreswert von 87,3 Milliarden Euro. BASF geht von einem schwachen ersten Halbjahr aus. Aufholeffekte, insbesondere in China, dürften im zweiten Halbjahr zu einer verbesserten Ergebnissituation führen. Für das abgelaufene Jahr sollen die Aktionäre trotz des Milliardenverlusts unter dem Strich wie im Vorjahr eine Dividende von 3,40 Euro je Anteilsschein bekommen.
2022 hatten BASF milliardenschwere Abschreibungen auf das Russland-Geschäft seiner Fördertochter Wintershall Dea tiefrote Zahlen eingebrockt. Bereits im Januar meldete BASF deshalb unter dem Strich einen Verlust von rund 1,4 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/DJ