Fast 70 Milliarden Euro Bahn-Digitalisierung wird viel teurer als geplant
20.07.2024, 08:53 Uhr Artikel anhören
In den Stellwerken der Deutschen Bahn steht die Digitalisierung größtenteils noch aus.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Bahn hat derzeit Geldsorgen und kann kaum ausreichend die Sanierung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur finanzieren. Auch bei der Digitalisierung droht, laut einer Studie, eine Kostenexplosion. 69 Milliarden Euro könnten dafür fällig werden - aber es gibt einen Lichtblick.
Die Pläne der Deutschen Bahn für die Digitalisierung des Schienennetzes in Deutschland werden offenbar weitaus teurer als bisher geplant. Um die Bahninfrastruktur zu digitalisieren, werden einer Studie zufolge 69 Milliarden Euro fällig, berichtete der "Spiegel". Die Untersuchung wurde von der Unternehmensberatung McKinsey, der Kanzlei Orth Kluth und dem Ingenieursdienstleister Emch+Berger für das Bundesverkehrsministerium erstellt.
Damit würden sich die Kosten mehr als verdoppeln. 2018 hatte das Verkehrsministerium noch mit Ausgaben von 28 Milliarden gerechnet. Ein Teilbereich, der dem Bericht zufolge enorm zugelegt hat, ist die Ausrüstung der Züge. Die Umrüstung mit Steuerungstechnik für einen automatisierten Betrieb werde wohl 38 Milliarden Euro kosten, heißt es in dem Bericht. Bisher war man von vier Milliarden Euro ausgegangen.
Das Gutachten bescheinigt den Investitionen aber dennoch eine wirtschaftliche Sinnhaftigkeit. Den Ausgaben steht demnach bis ins Jahr 2070 ein Nutzen in Höhe von 102,5 Milliarden Euro gegenüber. Dies ist speziell auf das bisher noch eingesetzte Personal im Bereich der Stellwerke zurückzuführen. Dort arbeiten aktuell noch rund 14.000 Fahrdienstleiter. Deren Anzahl dürfte sich mit den Investitionen massiv verringern.
Durch die Digitalisierung verspricht sich der Schienenkonzern eine weitergehende Automatisierung des Fahrens und eine bessere Vernetzung von Infrastruktur und Fahrzeugen. Dadurch soll auch die Kapazität der bisherigen Schieneninfrastruktur steigen. Zudem soll es in den Bereichen Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit Verbesserungen geben.
Derzeit bremst die veraltete Technik in Stellwerken in Deutschland den nationalen und internationalen Schienenverkehr aus. Ursprünglich sollten, laut "Spiegel", bis 2030 besonders wichtige Schienenverbindungen mit dem modernen europäischen Zugsteuerungssystem ETCS ausgestattet werden. Das werde nun "nicht vor 2036 erreicht", und erst 2043 ist das System wohl flächendeckend verfügbar. Mit ETCS würde der grenzüberschreitende Zugverkehr deutlich erleichtert werden.
Quelle: ntv.de, lme