Stimmung auf Tiefpunkt Bahn-Mitarbeitern sind Zustände peinlich
05.08.2024, 10:26 Uhr Artikel anhören
Fahrgäste können sich nicht darauf verlassen, dass es hier immer die gewohnte Auswahl gibt.
(Foto: IMAGO/Manfred Segerer)
Fahrgäste schwitzen, weil die Klimaanlage ausfällt, Toiletten sind verschlossen, die Auswahl im Bordrestaurant schrumpft zusammen und zu spät kommt der Zug auch noch. Die Probleme bei der Deutschen Bahn belasten nicht nur die Reisenden, sondern auch ihre Mitarbeitenden. Das geht einem Bericht zufolge aus internen Chatgruppen hervor.
Die desolate Lage bei der Deutschen Bahn wirkt sich offenbar auch auf die Stimmung beim Personal aus. Interne Chats von Angestellten des Konzerns zeigten, dass viele Beschäftigte wütend und frustriert seien angesichts des schlechten Service, den das Unternehmen biete, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". "Das, was wir hier abliefern, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten", schrieb demnach etwa ein Zugbegleiter.
"Nicht an einem einzigen Tag läuft hier irgendwas." Er habe in der Bordgastronomie auf seiner Fahrt im Fernverkehr keine Kühlung, keine Tiefkühlung und keinerlei Ware gehabt - ein "Trauerspiel", führte der Zugbegleiter aus. Die Besetzung sei zudem zu dünn, letztlich würden so auch "die letzten verbliebenen Mitarbeiter" vergrault.
Die SZ hat nach eigenen Angaben etliche derartiger Beiträge in internen Chat-Gruppen eingesehen. Das Stimmungsbild sei sehr schlecht, vor allem im Fernverkehr. Häufig genannte Probleme sind demnach zu wenig Personal, bereitgestellte ICE mit kaputten Klimaanlagen, fehlende Lieferungen für die Bordgastronomie oder miserable interne Kommunikation. "Ich finde, es wird jeden Tag schlimmer und man ist immer mit weniger Personal auf den Zügen", erklärte eine Mitarbeiterin.
Bahn sieht sich personell gut aufgestellt
"Aktuell liegt die Personaldeckungsquote im Fernverkehr bei 100 Prozent", erklärte hingegen ein Sprecher der Deutschen Bahn. Im vergangenen Jahr seien in dem Bereich allein 3300 neue Mitarbeiter eingestellt worden. Im operativen Bereich sei auch kein Personalabbau geplant. Der Konzern hatte angekündigt, aus Kostengründen über die kommenden Jahre 30.000 Stellen zu streichen. "Administrative Funktionen in nicht-operativen Bereichen werden derzeit nicht nachbesetzt", erklärte der Sprecher dazu.
Die Deutsche Bahn steht insbesondere wegen ihrer immer schlechter werdenden Pünklichkeitsquoten in der Kritik. Grund sind vor allem das marode Schienennetz, Bundesverkehrsminister Volker Wissing will deshalb mit einer Sanierungsoffensive gegensteuern. Dem "SZ"-Bericht zufolge gehen die Probleme im Konzern aber offenbar weit darüber hinaus. "Es muss sich nicht nur im Betrieb draußen, sondern auch im Betrieb drinnen dringend einiges ändern", schreibt demnach ein Angestellter.
Quelle: ntv.de, hul/AFP