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"Größte Krise seit Bahnreform" Bahn-Vorstand tadelt eigene Führungskräfte

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Der Bahn-Vorstand fordert: Um die Krisen zu überwinden, müsse man "radikal anders agieren".

Der Bahn-Vorstand fordert: Um die Krisen zu überwinden, müsse man "radikal anders agieren".

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Urteil ist harsch und trägt nicht zur Stimmungsaufhellung bei: "Wir befinden uns in einer Performance-Krise und gleichzeitig in einer Management-Krise", moniert der Bahn-Vorstand. Er kritisiert jene, die nur "Probleme aufwerfen", und droht denen, die keine Lösungen vorschlagen.

Der Vorstand der Deutschen Bahn fordert seine Führungskräfte zu mehr Einsatz und mehr Konzentration auf die Probleme im Unternehmen. Dies berichtet der "Spiegel". Diesem liegt demnach ein Schreiben vor mit dem Titel "Die neuen Managementpraktiken", das zu Wochenbeginn im Intranet der Bahn erschien. Man stecke in der "größten Krise seit der Bahnreform", heißt es in dem Beitrag. "Wir befinden uns in einer Performance-Krise und gleichzeitig in einer Management-Krise", schreibt der Vorstand um dessen Vorsitzenden Richard Lutz. Um diese Krisen zu überwinden, müsse man "radikal anders agieren", so steht in dem Schreiben: "Das heißt: radikaler, fokussierter und disziplinierter werden."

Neun Verhaltensmaßgaben verlangt der Vorstand laut dem Bericht künftig von seinem Management. So sollen "nur Ergebnisse zählen", keine Pläne. "Bei negativen Ergebnissen müssen Gegenmaßnahmen initiiert werden." Diese müssten "konkret und zielgerichtet" sein. Dem Unternehmen werde es nicht mehr helfen, nur Probleme zu beschreiben, sondern man müsse sie auch angehen. Meetings dürften "nur mit einem konkreten Lösungsvorschlag oder einer konkreten Methodik zur Entwicklung eines Lösungsvorschlags aufgesetzt werden".

Der Vorstand droht auch jenen, die sich nicht daran halten, mit Konsequenzen. Wer nur Probleme aufwerfe, ohne Bereitschaft an der Lösung mitzuhelfen, der werde "konsequent vom Einladenden von Meetings entfernt", heißt es in dem Artikel. Alle Meetings sollen nur noch dazu dienen, das Sanierungskonzept "S3" umzusetzen, das der Bahn-Vorstand im vergangenen Monat dem Aufsichtsrat vorgestellt und Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP übergeben hatte.

Weitgehendes Unverständnis im Unternehmen

Im Unternehmen wurde der Beitrag offenbar mit weitgehendem Unverständnis aufgenommen. Viele fühlen sich durch die Schelte behandelt wie Lehrlinge, andere sehen in dem Beitrag aber auch ein Sinnbild für die schlechte Lage des Konzerns, schreibt der "Spiegel" weiter. Bahn-Chef Lutz steht unter dem Druck des staatlichen Eigentümers, vertreten durch Bundesverkehrsminister Wissing, der selbst unlängst einen Sieben-Punkte-Plan für die Sanierung der Deutschen Bahn aufgestellt hatte.

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Auf Anfrage des "Spiegel" erklärte die Deutsche Bahn, das Ziel des bis Ende 2027 laufenden Sanierungsprogramms sei es, "die Leistungsfähigkeit der Schiene wiederherzustellen, das Kundenerlebnis deutlich zu verbessern und die finanzielle Tragfähigkeit. Denn die DB ist heute weit weg von dem, was wir uns 2019 mit der Starke-Schiene-Strategie für 2024 vorgenommen haben."

Der Vorstand der Deutschen Bahn stand erst im vergangenen Dezember massiv selbst in der Kritik. Der Grund: Seine Mitglieder erhielten Boni in Millionenhöhe, trotz der niedrigsten Pünktlichkeitsquote seit Jahren.

Quelle: ntv.de, ghö

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