Ausfälle und Verspätungen Bahn-Warnstreiks treffen NRW besonders
09.12.2018, 12:57 Uhr
Schon ab dem frühen Morgen soll die Arbeit ruhen.
(Foto: dpa)
Die nach dem Abbruch der Tarifgespräche von der EVG angekündigten Warnstreiks werden vielen Pendlern schon am Montag Probleme machen. Die Arbeitsniederlegungen sollen auch S-Bahnen und Regionalbahnen treffen.
Der angekündigte Streik bei der Deutschen Bahn wird nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen ab Montagmorgen deutschlandweit sowohl S-Bahnen als auch den Regional- und Fernverkehr treffen. Man werde sich nicht nur auf wenige Abschnitte beschränken oder etwa S-Bahnen oder Nahverkehrszüge ausklammern, meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit den Vorbereitungen vertraute Personen bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Es würden aber Schwerpunkte in einzelnen Regionen gesetzt.
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"Der Ausstand wird bundesweit am Montagmorgen von 5.00 Uhr bis 9.00 Uhr dauern", zitierte die "Bild"-Zeitung einen EVG-Sprecher. Für Montagvormittag sei ein Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen angekündigt worden, teilte die Bahn auf ihrer Internetseite mit. Damit müssen sich Fahrgäste und Pendler besonders in Westdeutschland auf Ausfälle und Verspätungen einrichten. Einschränkungen mit überregionalen Auswirkungen seien zu erwarten.
Die Deutsche Bahn empfiehlt Reisenden von und nach Nordrhein-Westfalen, schon am Sonntag anzureisen oder Fahrten auf Montag nach dem Warnstreik-Ende zu verschieben. Bei Flex- und Sparpreisen werde die Zugpreis- und Tagesbindung aufgehoben. Es sei deshalb am Sonntag mit einem höheren Verkehrsaufkommen zu rechnen.
Bahn: "Überflüssige Eskalation"
Die EVG hatte am Samstag die seit zwei Monaten laufenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt und Warnstreiks zu Beginn der Woche angekündigt, nähere Details aber bisher nicht bekanntgegeben. Aus Kreisen der EVG hieß es, vor allem in Stellwerken und Werkstätten solle ab 5.30 Uhr die Arbeit niedergelegt werden.
Die Bahn sprach von einer völlig überflüssigen Eskalation. Der Staatskonzern habe ein Tarif-Paket im Volumen von insgesamt sieben Prozent in Aussicht gestellt. Die Bahn forderte die EVG auf, die Gespräche wieder aufzunehmen. Die EVG habe ein "7-Prozent-Paket" abgelehnt. Das Angebot der Bahn umfasse 6,7 Prozent inklusive Wahlmodell und Erhöhung der betrieblichen Altersvorsorge. "Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit", erklärte Personalvorstand Seiler.
GDL-Chef Weselsky fordert Rücksicht auf Bahn
Auch der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kritisiert die Warnstreiks der EVG. "Ich glaube, die EVG will auch mal zeigen, dass sie streiken kann", sagte Weselsky dem "Tagesspiegel".Dass die Lokführer das können, haben wir ja in der Vergangenheit mehrfach bewiesen."
Die Warnstreiks der Konkurrenzgewerkschaft würden jedoch eine Bahn treffen, die nach dem jahrzehntelangen Sparkurs schon sehr geschwächt sei. "Da muss man als Gewerkschaft auch ein bisschen Rücksicht nehmen", betonte der Gewerkschafter. Die GDL hofft, ihre Tarifverhandlungen an diesem Dienstag abzuschließen. "Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Bahn wirklich offen und ergebnisorientiert verhandelt und an einer Einigung interessiert ist.", sagte Weselsky.
Beide Gewerkschaften fordern 7,5 Prozent mehr Geld und den Ausbau eines 2016 vereinbarten Wahlmodells, bei dem Beschäftigte zwischen Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung und mehr Urlaub wählen können. Insgesamt geht es um rund 160.000 Beschäftigte.
Quelle: ntv.de, sba/shu/rts/dpa