Marodes Schienennetz Bahn plant "Totalsperrung" zahlreicher Regio-Strecken
18.09.2025, 20:04 Uhr Artikel anhören
Schweißarbeiten an Gleisen werden in den kommenden Jahren notwendig sein.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Auf der Riedbahn testet die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr ihr neues Sanierungssystem: die Komplettsperrung. Einem Medienbericht zufolge soll dieses Vorgehen nun auf viele weitere Strecken in den kommenden Jahren angewendet werden. Auf Zugfahrende kommen harte Zeiten zu.
Die Deutsche Bahn (DB) plant einem Medienbericht zufolge, in den kommenden Jahren nicht nur viele Hauptstrecken, sondern auch zahlreiche regionale Schienennetze im großen Stil zu sanieren. Zu diesem Zweck sollen viele regionale Trassen wochen- oder gar monatelang gesperrt werden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".
Über den Schritt hat die Schienennetzgesellschaft der Bahn, die DB Infrago, laut SZ vor einem Monat in einer Präsentation mit dem Titel "Zentraler Bau-Informations-Dialog" die Eisenbahnbranche informiert. Die Präsentation enthalte die großen Baupläne für die Jahre 2028 und 2029. Darin seien auf zahlreichen Seiten in Netzkarten neben den Hauptstrecken auch die Regionalstrecken markiert, die auf diese Weise wieder in Ordnung gebracht werden sollen. Zahlreiche Trassen seien rot gefärbt. Rot steht für "Totalsperrung". Viele Fahrgäste müssen sich also auch hier darauf einstellen, dass keine oder weniger Züge fahren, und auf ersatzweise eingesetzte Busse umsteigen.
Anders als mit solch drastischen Maßnahmen lasse sich das vielerorts marode Schienennetz nicht mehr sanieren, heißt es laut SZ aus den Chefetagen des Staatsunternehmens Bahn. "Wir müssen durch das Tal der Tränen." Die Infrago erklärte, eine "lange Totalsperrung über den gesamten Streckenabschnitt" sei nicht bei allen großen Baustellen in den kommenden Jahren vorgesehen.
Teilweise Sanierung würde ewig dauern
Wegen des frühen Planungsstandes sei immer die gesamte Strecke genannt. Was man da aufgelistet habe, sei "nicht in Stein gemeißelt". Man stimme sich eng mit den Zugbetreibern und anderen Betroffenen ab und werde die Pläne nach und nach verfeinern; dann folge ein überarbeitetes Bauprogramm. Es gebe noch Spielraum für Kompromisse. Totalsperre bedeute nicht automatisch, dass auf diesen Strecken gar kein Nahverkehr mehr möglich sei. Zum Beispiel könne man von links und rechts bis zur Baustelle fahren.
Die Bahn hat im vergangenen Jahr mit der Strecke Frankfurt - Mannheim ihr neues Sanierungskonzept für das vielerorts marode Schienennetz eingeführt. Strecken werden nicht mehr im laufenden Betrieb saniert, sondern zu diesem Zweck gesperrt. Derzeit fahren deshalb auf der Hauptstrecke zwischen Berlin und Hamburg keine Züge. Dieses Prinzip, das bis Mitte nächsten Jahrzehnts bei 41 Hauptstrecken praktiziert werden soll, wird nunmehr großflächig auf regionale Netze übertragen - quer durch ganz Deutschland.
Die Bahn führt dafür gleich mehrere Gründe an. Neben den 41 besonders belasteten Strecken seien auch weitere Korridore im Flächennetz in einem sehr schlechten Zustand. Eine schrittweise Sanierung würde ewig dauern, so die Bahn in dem Bericht, außerdem gäbe es dann immer wieder kleinteilige Einschränkungen. Besser sei es, das Ganze "einmal richtig" zu machen. In der Präsentation heißt es zudem, die "Bündelung von Bauarbeiten in Containern" sorge letztlich für weniger Einschränkungen. Die frühzeitig festgelegten Bauphasen - "gefolgt von baufreien Zeiträumen", wie die Bahn betont - würden mehr Planbarkeit für Kunden, stabilere Fahrpläne und letztlich "Ruhe im System" sorgen.
Quelle: ntv.de, ses