"Wir bieten Qualität"Bauernpräsident appelliert: "Trinkt mehr deutschen Wein"

Vielen Bereichen der Landwirtschaft geht es derzeit nicht gut, die deutschen Winzer stecken jedoch in einer handfesten Krise. Bauernpräsident Rukwied bittet deshalb die Weintrinker hierzulande, vermehrt auf einheimische Produkte zu setzen.
Bauernpräsident Joachim Rukwied hat angesichts der nach seinen Worten größten Krise im deutschen Weinbau seit Jahrzehnten die Verbraucher zum Kauf heimischer Weine aufgerufen. "Aufgrund der schlechten Marktlage gehen wir davon aus, dass wir Rebflächen in erheblichem Umfang verlieren werden", sagte Rukwied der "Rheinischen Post". Er appellierte an die Verbraucher: "Trinkt mehr deutschen Wein. Wir bieten Qualitäten, die locker mit Weinen aus Frankreich, Spanien oder Italien mithalten können."
Insgesamt sei die Marktlage in vielen Bereichen der Landwirtschaft nicht befriedigend und "teilweise sogar desaströs", sagte Rukwied weiter. Die Kosten für Betriebsmittel und Energie stiegen, während die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse fielen. Ein Politikwechsel sei daher überfällig. Vor allem forderte der Bauernpräsident Erleichterungen bei der Bürokratie: "Ich fordere zwar keine Motorsäge, aber einen Rasenmäher braucht es schon, damit beim Bürokratieabbau endlich was vorangeht."
Verluste mit jeder Tonne Weizen
Die Lage in der deutschen Landwirtschaft ist nicht sonderlich gut, das zeigen auch die Zahlen. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2024/25 verdienten die Unternehmen im Schnitt 78.500 Euro, wie der Bauernverband mitteilte. Mit einem kleinen Plus von 0,4 Prozent entsprach dies quasi dem Vorjahresniveau. Doch trotz Millionen-Entlastungen beim Agrardiesel und den Stromkosten rechnet die Branche 2026 mit weiteren Kostensteigerungen.
Die finanzielle Lage der Höfe ist dabei unterschiedlich, wie eine Auswertung von insgesamt 6700 Jahresabschlüssen ergab. So brachen die Gewinne bei Ackerbauern um 35,8 Prozent auf durchschnittlich 50.800 Euro ein. Und bei den zu erzielenden Preisen gelte: "Mit jeder Tonne Weizen, die der Landwirt erzeugt, verliert er im Moment Geld", erläuterte Rukwied. Trotz einer ordentlichen Ernte 2025 sei von Gewinnrückgängen auszugehen. Auch Schweinehaltern, die ein Minus von 28 Prozent auf 98.500 Euro verbuchten, drohen weitere Einbußen.
Die Milchbauern verdienten dagegen im vergangenen Wirtschaftsjahr nach Rückgängen wieder deutlich mehr - der durchschnittliche Gewinn sprang um gut 46 Prozent auf 115.300 Euro. Die Preise sind aber ins Rutschen geraten. Bis November sei das "noch grenzwertig wirtschaftlich darstellbar" gewesen, sagte Rukwied. Mehrere Preissenkungsrunden für Butter bei Discountern und Supermärkten bis auf 99 Cent pro Päckchen kritisierte er aber als inakzeptabel. Ein Problem seien auch weitere Anhebungen des Mindestlohns, die Obst- und Gemüsebetriebe aus dem Markt zu drängen drohten, warnte der Verband.