Stühle, Topfpflanzen, Mülleimer Benkos Luxus-Büromöbel werden versteigert
05.01.2024, 11:10 Uhr Artikel anhören
Die Signa-Insolvenz ist die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Aufstieg René Benkos ist steil, der Sturz tief. Nachdem eine Villa des "Wunderwuzzi" genannten Immobilienunternehmers gepfändet wurde, kommt nun die Einrichtung seiner Firmenzentrale unter den Hammer - darunter Design-Möbel, Topfpflanzen und ein Plastikmülleimer.
Der tiefe Fall des Immobilieninvestors René Benko geht weiter. Nun wird Mobiliar aus seiner Wiener Firmenzentrale online versteigert. Die gesamte Einrichtung solle zu Geld gemacht werden, darunter mehrere Luxus-Möbel, berichtet das österreichische News-Portal "Heute". Verkehrswert aller Gegenstände: geschätzt rund 2,1 Millionen Euro.
Die Büros Benkos erstrecken sich dem Bericht zufolge über mehrere Etagen eines herrschaftlichen Altbaus im Herzen Wiens. Der Startpreis für einen ovalen Konferenz-Tisch, an dem locker mehr als 20 Personen sitzen können, liegt bei 3000 Euro. Für den kleineren Geldbeutel geeignet ist ein Behälter mit Schreibtisch-Utensilien, der mit 8 Euro an den Start geht. Oder ein Mülleimer für 2 Euro. In den vergangenen Wochen sei vor Ort ein Schätzgutachten erstellt worden, um den Wert der Einrichtung zu ermitteln. Benko sei "sehr geduldig und kooperativ" bei mehreren Terminen anwesend gewesen, hieß es weiter.
Der Unternehmer wurde in Österreich wegen seiner Umtriebigkeit auch "Wunderwuzzi" genannt. Das US-Magazin "Forbes" schätzte sein Vermögen vor dem Absturz auf 2,5 Milliarden Euro. Kürzlich hatte die österreichische Finanzverwaltung eine Luxusvilla des von Insolvenzen betroffenen Immobilieninvestors gepfändet. Wie aus dem Grundbuch hervorgeht, hat das Finanzamt in Wien für das Anwesen im Innsbrucker Stadtteil Igls ein Pfandrecht im Umfang von etwa 12 Millionen Euro eintragen lassen, da aus Sicht der Behörde Umsatzsteuern in dieser Höhe offen sind.
Notverkäufe möglich
Die Villa gehört einer Firma, die wiederum im Besitz einer Familienstiftung von Benko steht. Die Stiftung teilte mit, dass die Steuern in der Vergangenheit vom Finanzamt rückerstattet worden waren und nun zu Unrecht eingefordert würden. Aus dem Finanzministerium hieß es dagegen, dass solche rückerstatteten Steuern wieder zu offenen Steuerschulden werden, wenn das Finanzamt zum Schluss komme, dass eine Immobilie nicht gewerblich genutzt werde. Die Villa gilt als einer von Benkos Wohnsitzen.
Nach der Signa-Holding, der Dachgesellschaft, wurde zuletzt auch für die operativen Töchter und Flagschiffe der Gruppe, Signa Prime und Signa Development, ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien eröffnet. Signa Prime umfasst die wichtigsten Immobilien, darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Oberpollinger in München sowie der im Bau befindliche "Elbtower" in Hamburg oder das Kaufhaus "Lamarr" in Wien. Die Gläubigerforderungen sollen zu 30 Prozent befriedigt werden. Für die Annahme des Sanierungsplans muss die Mehrheit der Gläubiger zustimmen.
Die Signa-Insolvenz ist die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Dem Immobilienriesen machen unter anderem steigende Zinsen und Baukosten sowie die nahezu zum Erliegen gekommenen Transaktionen auf dem Immobilienmarkt zu schaffen. Insgesamt belaufen sich die Passiva der insolventen Gruppe nach bisherigen Stand auf über elf Milliarden Euro. Scheitert der Sanierungsplan, könnte es zu Notverkäufen von Immobilien in bester Lage in Wien, Berlin, München und Hamburg kommen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa