Wirtschaft

Feiertage am WochenendeBeschäftigte müssen 2026 mehr arbeiten

09.12.2025, 12:05 Uhr
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Der zweite Weihnachtsfeiertag fällt 2026 auf einen Samstag. (Foto: picture alliance / dpa)

Keine gute Nachricht für Arbeitnehmer: 2026 fallen mehr Feiertage aufs Wochenende als noch in diesem Jahr. Ökonomen rechnen deswegen mit mehr Wirtschaftswachstum. Das entfacht die Debatte um die Streichung von Feiertagen neu.

Schlecht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, gut für die Konjunktur: Weil im nächsten Jahr mehr Feiertage auf ein Wochenende fallen, müssen die Beschäftigten in Deutschland mehr arbeiten. Im bundesweiten Schnitt weist der Kalender 250,5 Arbeitstage aus, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Das sind 2,4 Tage mehr als 2025, als es mit durchschnittlich 248,1 Arbeitstagen den niedrigsten Wert seit 2019 gab.

In ihren Prognosen für 2026 haben Ökonomen die zusätzlichen Arbeitstage bereits einkalkuliert: Dann soll es nach drei mageren Jahren endlich wieder aufwärtsgehen mit der deutschen Wirtschaft - zumindest etwas. 0,9 Prozent bis 1,3 Prozent Plus beim Bruttoinlandsprodukt werden erwartet. Laut Faustregel kann ein zusätzlicher Arbeitstag dieses um etwa 0,1 Prozentpunkte steigern: bis zu 8,6 Milliarden Euro nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft IW.

Die Chefin des Lasertechnik-Spezialisten Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, schlug jüngst die Streichung des freien Ostermontags vor, um Industriearbeitsplätze in Deutschland halten zu können. "Wir haben die meisten Feiertage und im Durchschnitt die meisten Krankheitstage", sagte Leibinger-Kammüller den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung".

Auch der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, hält es für sinnvoll, Feiertage zu streichen, um die Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer befürwortet die Abschaffung eines Feiertages zur Finanzierung von Krisenlasten.

Arbeitnehmervertreter: Erholung fördert Produktivität

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hält mit einer Analyse dagegen: Bei sechs untersuchten Fällen habe sich ergeben, dass sich die Wirtschaft in gut der Hälfte der Fälle sogar danach in jenen Bundesländern besser entwickelte, in denen Feiertage beibehalten wurden oder neu hinzukamen. "Die Gleichung: Wenn Feiertage wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf", folgert Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts.

Ähnlich argumentiert der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB: Die Abschaffung des Buß- und Bettages in Deutschland 1995 habe "keinen nennenswerten Effekt" für die Wirtschaft gehabt, heißt es dort. Zudem trügen Feiertage zur Erholung der Beschäftigten und damit auch zur Produktivität bei.

Auch die Wiesbadener Statistiker weisen darauf hin, dass je nach Lage des zusätzlichen Arbeitstages im Jahr der tatsächliche konjunkturelle Effekt sehr unterschiedlich ausfallen kann: "Zwischen Heiligabend und Neujahr ruht die wirtschaftliche Tätigkeit in vielen Branchen ohnehin weitgehend. Ein zusätzlicher Arbeitstag hat dann weniger Einfluss auf das BIP, als wenn der 1. Mai oder der 3. Oktober auf ein Wochenende fallen."

Neun Feiertage sind in allen 16 Bundesländern einheitlich geregelt: Neujahrstag, Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, 1. Mai, Tag der Deutschen Einheit, erster und zweiter Weihnachtsfeiertag. Zusätzlich gibt es Tage, die nur in einigen Bundesländern per Gesetz freigestellt sind. Darum ergeben sich für den bundesweiten Durchschnitt für die Zahl der Arbeitstage Werte mit einer Nachkommastelle. Den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung gab es 2004 mit 252,8, den niedrigsten 1991 mit 246,9.

Anzahl an Feiertagen steigt

Auf ein Wochenende fallen 2026 unter anderem der Tag der Deutschen Einheit (3.10.) und der zweite Weihnachtsfeiertag (26.12.). Außerdem Allerheiligen (1.11.) als gesetzlicher Feiertag in den katholisch geprägten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Statt Feiertage abzuschaffen, gab es in Deutschland in den vergangenen Jahren den gegenläufigen Trend: In Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist seit 2018 der Reformationstag am 31. Oktober arbeitsfrei. Berlin - das zuvor vier Feiertage weniger hatte als Bayern - führte 2019 als erstes Bundesland den Internationalen Frauentag (8. März) als gesetzlichen Feiertag ein, Mecklenburg-Vorpommern zog 2023 nach. Arbeitnehmer profitieren davon 2026 allerdings nicht: Beide Tage fallen aufs Wochenende.

Quelle: ntv.de, dsc/dpa

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