"Nicht die Realität" Biden bereitet auf Rekord-Inflation vor
10.12.2021, 11:13 Uhr
Die Inflation in den USA liegt im November wohl auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren.
(Foto: imago images/Xinhua)
Die offiziellen Inflationszahlen sind noch nicht veröffentlicht, doch US-Präsident Biden ist offenbar sehr nervös. Er bittet seine Landsleute vorsorglich, Ruhe zu bewahren.
US-Präsident Joe Biden stimmt die Amerikaner auf eine sehr hohe Inflation ein. Zugleich warnt er vor überzogenen Befürchtungen. "Die Informationen, die über die Energiepreise im November veröffentlicht werden, spiegeln nicht die heutige Realität wider", sagte Biden. Die Daten würden auch nicht die erwarteten Preissenkungen in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Die Daten für die Preissteigerung im November werden heute am frühen Nachmittag deutscher Zeit veröffentlicht. Volkswirte und Analysten erwarten im Schnitt, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr um knapp 7 Prozent gestiegen sind, Das wäre der höchste Stand seit 1982. Im Oktober hatte die Rate bei 6,2 Prozent gelegen, das war der schnellste Anstieg seit 31 Jahren.
Bidens Wirtschaftsberater Brian Deese bat darum, eine "Überinterpretation" der neuen Inflationszahlen zu vermeiden. "Diese Daten sind per definitionem rückwärts gerichtet und werden daher einige der jüngsten Preisbewegungen, insbesondere im Energiebereich, nicht erfassen." Er verwies auf einen landesweiten Rückgang der Benzinpreise. Zudem seien die Arbeitslosigkeit zurückgegangen und die Haushaltseinkommen gestiegen.
Baldige Zinserhöhung wird wahrscheinlicher
In den USA zieht die Inflation durch preistreibende Faktoren wie Probleme mit globalen Lieferketten und hoher Energiekosten an. Anders als etwa in Deutschland ziehen zugleich auch die Löhne kräftig an - worauf Unternehmen als Ausgleich die Preise erhöhen. In der Eurozone ist die Kerninflation - also die Teuerung ohne Betrachtung von stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreisen - weniger stark angestiegen. In Deutschland spielen auch Einmaleffekte wie die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung eine Rolle.
Die hohe Inflation in den USA erhöht den Druck auf die US-Notenbank, ihre großangelegten Anleihenkäufe schneller als bislang geplant herunterzufahren. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Sie hatte Mitte November begonnen, die Käufe um monatlich 15 Milliarden Dollar zu reduzieren.
Fed-Chef Jerome Powell zufolge wird voraussichtlich auf der kommenden Zinssitzung kommende Woche darüber gesprochen, ob das Abbautempo angesichts der anhaltend hohen Teuerungsrate verschärft werden soll. Möglicherweise wird die Fed auch bald den Leitzins erhöhen. Bisher wird am Markt mit drei Zinsschritten im kommenden Jahr gerechnet.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa