Amtliche Währung in El Salvador Blendet der "Bitcoin-Diktator" die Krypto-Community?
23.05.2024, 10:00 Uhr Artikel anhören
So inszenierte sich Nayib Bukele bei der Ankündigung seiner Pläne für Bitcoin City.
(Foto: imago images/Agencia EFE)
El Salvador bekommt ein neues Image: Präsident Nayib Bukele sperrt kriminelle Banden radikal weg und wirbt um die internationale Krypto-Community. Doch zu welchem Preis? Bleibt die Demokratie dabei auf der Strecke?
El Salvador hat im September 2021 als erstes Land der Welt den Bitcoin als amtliches Zahlungsmittel eingeführt. Seitdem wird in El Salvador nicht nur der US-Dollar akzeptiert, sondern auch die Kryptowährung. Und der Präsident des Landes, Nayib Bukele, hat weitere Ideen. Der auch als "Bitcoin-Diktator" bekannte Landeschef träumt von Bitcoin-City, einer Stadt, die komplett aus Bitcoins finanziert und in der auch nur mit der Kryptowährung bezahlt werden soll.
Für den Ökonomen Christian Ambrosius sind Bukeles Bitcoin-Pläne eher diffuse Ideen. Im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" berichtet er von seiner jüngsten Reise nach El Salvador. Von Bitcoin City habe er nichts gesehen, auch die Zukunft sieht er skeptisch: "Ich weiß nicht, ob irgendjemand noch daran glaubt", zweifelt Ambrosius in der neuen Podcast-Folge am ambitionierten Plan des Präsidenten.
Auch wenn man an einigen Stränden mit Bitcoin bezahlen kann, führt die Kryptowährung bislang ein Nischendasein in dem zentralamerikanischen Land, berichtet Ambrosius. Die internationale Bitcoin-Community für El Salvador zu begeistern, habe ein klares Ziel: Es gehe darum, "ein anderes Image des Landes zu schaffen und vielleicht auch andere Leute anzuziehen und Geld ins Land zu locken."
Über viele Jahre hinweg war El Salvador eines der gefährlichsten Länder der Welt. In vielen Vierteln hatten kriminelle Banden das Sagen, ein normales Leben war kaum mehr möglich, berichtet der Entwicklungsökonom José Salguero. Diese Bandengewalt hat Bukele mit einer großen Verhaftungswelle erfolgreich bekämpft, aber dabei auch demokratische Prinzipien ausgehebelt.
Haben wir das ausreichend im Blick oder blendet Bukele die internationale Bitcoin-Community? Wofür steht der Präsident? Wie genau verändert Bukele das Land und welche Gefahren gehen davon für die Zukunft von El Salvador aus? Über diese und viele weitere Themen spricht Host Andrea Sellmann mit ihren Gästen Christian Ambrosius und José Salguero.
Christian Ambrosius ist Ökonom und Experte für Zentralamerika von der Freien Universität Berlin. José Salguero ist Entwicklungsökonom sowie Sicherheits- und Friedensforscher. Er ist in El Salvador aufgewachsen und lebt seit neun Jahren in Deutschland. Aktuell forscht er zum Thema Refeudalisierung und Gewalt in El Salvador.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Andrea Sellmann im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.
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Quelle: ntv.de