Nach jahrelanger Dauerkrise Branchenveteran Kelly Ortberg wird neuer Boeing-Chef
31.07.2024, 15:23 Uhr Artikel anhören
Konzernweit sank der Umsatz im vergangenen Quartal um 15 Prozent auf knapp 16,9 Milliarden US-Dollar.
(Foto: REUTERS)
Boeing befindet sich seit Jahren immer wieder im Mittelpunkt von Skandalen. Konzernchef Calhoun muss daher seinen Posten räumen. Sein Nachfolger kommt von einem großen Zulieferbetrieb.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat den 64-jährigen Kelly Ortberg als neuen Chef vorgestellt. Er führte zuvor unter anderem den großen Zulieferer Rockwell Collins. Boeing steht nach einer Pannenserie unter Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Erst dann wird der Airbus-Konkurrent die Produktion seines wichtigen Modells Boeing 737 ausbauen können.
Im vergangenen Quartal verfehlte Boeing die Erwartungen der Wall Street: Der Umsatz lag unter den Schätzungen der Analysten - und zugleich fiel der Verlust höher aus. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel nach Ortbergs Berufung dennoch zeitweise um mehr als drei Prozent zu. Er soll am 8. August die Führung übernehmen. Sein Vorgänger Dave Calhoun hatte zuvor den Rückzug bis zum Jahresende angekündigt.
Boeing steckt schon seit den Abstürzen zweier 737-Max-Jets mit 346 Toten vor mehr als fünf Jahren in einer Dauerkrise. Ein mehr als 20-monatiges Startverbot für die Maschinen der Reihe und Probleme mit weiteren Modellen warfen den Hersteller weit hinter den europäischen Rivalen Airbus zurück.
Boeing-Umsatz im Sinkflug
Als Anfang dieses Jahres ein Rumpfteil aus einer fast neuen 737-9 Max von Alaska Airlines herausbrach, griff die US-Luftfahrtbehörde FAA durch. Boeing darf die Produktion der gesamten 737-Reihe vorerst nicht mehr über 38 Maschinen pro Monat ausweiten. Boeing wollte auf 50 Flugzeuge pro Monat gehen, um Lieferrückstände abzubauen. Airlines wie Southwest und Ryanair mussten nun ihre Pläne zum Kapazitätsausbau zusammenstreichen.
Im vergangenen Quartal fielen die Auslieferungen in der Verkehrsflugzeug-Sparte im Jahresvergleich um 32 Prozent auf 92 Maschinen. Die Erlöse schrumpften in ähnlicher Größenordnung auf sechs Milliarden US-Dollar. Neben Qualitäts- und Produktionsproblemen bei Zivilflugzeugen hat Boeing mit Gegenwind im Raumfahrt- und Rüstungsgeschäft zu kämpfen.
Konzernweit sank der Umsatz um 15 Prozent auf knapp 16,9 Milliarden US-Dollar (15,57 Milliarden Euro). Analysten hatten im Schnitt mit über 17,4 Milliarden US-Dollar gerechnet. Unterm Strich verbuchte Boeing einen Verlust von 1,44 Milliarden US-Dollar im vergangenen Quartal - nach einem Minus von 149 Millionen US-Dollar ein Jahr zuvor.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/rts