Wirtschaft

"Es kann doch nicht sein" Bundesregierung lädt zu Stahl-Krisengipfel

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Die deutsche Stahlindustrie steht vor großen Herausforderungen. Unter anderem die billige Konkurrenz aus China macht ihr zu schaffen. Bundeskanzler Merz trifft sich daher heute mit Vertretern von Stahlkonzernen und Politikern. Diese Themen stehen bei dem Gipfel in Berlin auf der Agenda.

Vor dem Stahlgipfel im Kanzleramt hat Bundeskanzler Friedrich Merz die strategische Bedeutung der Branche für Deutschland hervorgehoben. "Deutschland braucht die Stahlindustrie - wettbewerbsfähig, zukunftssicher, modern", erklärte Merz im Onlinedienst X. "Das ist im strategischen Interesse unseres Landes", fuhr er fort. "Das sichert Arbeitsplätze und Wertschöpfungsketten. Das sichert den Wohlstand unseres Landes", schrieb Merz weiter. Darum gehe es beim Stahlgipfel.

Merz empfängt Vertreter von Industrieunternehmen, Gewerkschafter sowie eine Reihe von Ministerpräsidenten aus stahlproduzierenden Bundesländern zu einem Stahlgipfel im Kanzleramt. Die deutsche Stahlindustrie leidet unter billiger Konkurrenz vor allem aus Asien. Die Zölle von US-Präsident Donald Trump erschweren zudem den Export. Zugleich ist die Umstellung der höchst energieintensiven Stahlproduktion auf grüne Energie sehr teuer. Bei dem Treffen soll erörtert werden, wie die bedeutende Branche in Deutschland und Europa erhalten bleiben kann.

Die neue Chefin von Thyssenkrupp Steel, Marie Jaroni, forderte konkrete Maßnahmen. "Der Stahlgipfel muss konkrete Ergebnisse bringen", sagte sie der "Rheinischen Post". "Es geht um die Zukunft der deutschen Stahlindustrie", fuhr sie fort. Jaroni forderte höhere Zölle auf Stahlimporte aus China. "Als erstes brauchen wir europäischen Handelsschutz. Derzeit strömen ungehindert riesige Mengen Billigstahl zu uns, vor allem aus asiatischen Ländern mit Überkapazitäten. Davor muss Europa sich schützen", sagte sie der Zeitung. "Die EU plant, die Menge für zollfreie Importe zu halbieren. Der Zollsatz für Importe, die darüber hinausgehen, soll auf 50 Prozent verdoppelt werden.

Jaroni fordert Hilfe beim Strompreis

Das muss die Bundesregierung aktiv und ohne Abstriche unterstützen", fuhr die Thyssenkrupp-Steel-Chefin fort. "In Brüssel und Paris warten alle auf ein Signal aus Berlin. Genau das muss nun vom Stahlgipfel ausgehen." Jaroni forderte außerdem Hilfe beim Strompreis. "Der Industriestrompreis muss jetzt kommen, nicht nur für Konzerne wie Thyssenkrupp, sondern auch für die vielen Mittelständler." Sonst drohe Deutschland "ein weitere Schritt in die Deindustrialisierung". "Strom darf für uns inklusive der Netzentgelte nicht mehr als fünf Cent pro Kilowattstunde kosten. Schon jetzt zahlen wir hier doppelt so viel für Strom wie in Frankreich, von den USA ganz zu schweigen", sagte Jaroni.

Sie verlangte zudem Quoten für deutschen Stahl. "Auch bei der öffentlichen Beschaffung kann der Staat uns helfen. Die Milliarden, die er über das Infrastrukturpaket investiert, sollten an mit der Anforderung verknüpft werden, dass dabei vor allem Stahl aus der EU genutzt wird", sagte Jaroni. "Es kann doch nicht sein, dass die deutschen Steuermilliarden am Ende vor allem bei Herstellern aus Asien landet."

Quelle: ntv.de, lar/AFP

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