Nobelpreisträger ist sich sicher ChatGPT macht die Vier-Tage-Woche möglich
05.04.2023, 15:29 Uhr Artikel anhören
Goldman Sachs geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze einem gewissen Grad an KI-Automatisierung ausgesetzt sind.
(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)
Etliche Studien legen nahe: KI wird den Arbeitsalltag vieler Menschen verändern - und einige Jobs überflüssig machen. Nobelpreisträger und Arbeitsökonom Chris Pissarides hingegen sieht in der Verbreitung von ChatGPT eine Chance: "Wir könnten problemlos zu einer Vier-Tage-Woche übergehen."
Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz wie etwa dem Textroboter ChatGPT wird tiefgreifende Folgen für die Arbeitswelt haben und den Alltag von Angestellten verändern, darüber sind sich viele Experten einig. Nicht zuletzt, weil die neuen Technologien einen Produktivitätsboom versprechen, der eventuell auch etliche Arbeitsplätze gefährden könnte. Während einige Studien nahelegen, dass bestimmte Berufe in Zukunft von einer KI gemacht werden können, ist der Arbeitsökonom und Nobelpreisträger Chris Pissarides der Meinung: ChatGPT öffnet die Tür zur Vier-Tage-Woche.
"Ich bin sehr optimistisch, dass wir die Produktivität steigern können", sagte Pissarides laut "Bloomberg" in einem Interview auf einer Konferenz in Glasgow. Mithilfe von KI könnten Angestellte aber auch generell ihr Wohlbefinden steigern und sich mehr Freizeit gönnen. Schließlich könnten ChatGPT und Co. Arbeitnehmern langweilige Aufgaben abnehmen und den Menschen nur interessante Aufgaben überlassen. "Wir könnten problemlos zu einer Vier-Tage-Woche übergehen", sagt Pissarides.
Er ist außerdem überzeugt, dass sich der Arbeitsmarkt schnell genug anpassen kann. Die Umstellung für die Arbeitnehmer wird weniger schmerzhaft sein, weil die Unternehmen die Technologie nur langsam annehmen, obwohl sie sich "schnell entwickelt", fügte er hinzu.
Experten fordern Regelwerk
Elon Musk und zahlreiche Experten aus der KI-Branche hatten zuletzt Ende April deswegen eine sechsmonatige Pause bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz gefordert. Die Zeit solle genutzt werden, um ein Regelwerk für diese recht neue Technologie zu schaffen, hieß es in einem veröffentlichten offenen Brief. "Leistungsstarke KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden, wenn wir sicher sind, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken überschaubar sind." Doch Pissarides gibt Entwarnung. Seiner Ansicht nach werde es noch lange dauern, bis die Auswirkungen wirklich spürbar werden. Bis es schließlich so weit ist, werden sich die Menschen an die neuen Gegebenheiten im Job angepasst haben. "Was man für diese Anpassung braucht, sind im Grunde Fortbildungen."
Eine Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs hat in einer Studie erst kürzlich ermittelt, was diese Entwicklung für den Arbeitsmarkt konkret bedeuten kann. Wenn die sogenannte generative KI die versprochenen Fähigkeiten einhalte, könne dies "zu erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt" führen. Unter "generativer KI" werden Computerprogramme verstanden, die neue Ideen, Inhalte oder Lösungen erstellen können, anstatt nur vordefinierte Regeln oder Anweisungen abzuarbeiten.
Goldman Sachs geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze einem gewissen Grad an KI-Automatisierung ausgesetzt sind. Die generative KI könne bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit ersetzen. "Rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen."
Quelle: ntv.de, jki