Niedrigste Hypothekenzinsen China verkündet Entlastung im Immobiliensektor
17.05.2024, 15:17 Uhr Artikel anhören
Um chinesische Immobilienkonzerne zu entlasten, senkt die Regierung das Eigenkapital der Käufer drastisch.
(Foto: picture alliance/dpa/Zuma Press)
Stillgelegte Baustellen säumen chinesische Landschaften aufgrund hoch verschuldeter Bauunternehmen. Um die Immobilienkrise zu stemmen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, verkündet die Regierung erhebliche Entlastungen. An der Börse sorgen die Maßnahmen für neue Euphorie.
Die chinesische Regierung hat bedeutende Maßnahmen zur Entlastung des hoch verschuldeten Immobiliensektors angekündigt, um das Wirtschaftswachstum der größten Volksrepublik wieder anzukurbeln. Dazu zählt etwa das Angebot, dass Kommunen nicht verkaufte oder nicht fertiggestellte Immobilien aufkaufen können, wie Vize-Regierungschef He Lifeng nach Angaben staatlicher Medien bei einem Treffen mit Vertretern von Behörden, Banken und Immobilienunternehmen mitteilte. Um Privatinvestitionen in Immobilien anzukurbeln, werde zudem das vorgeschriebene Minimum an Eigenkapital abgesenkt.
Der Immobiliensektor umfasst mehr als ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung. Der Bau-Boom der vergangenen Jahrzehnte gelang jedoch hauptsächlich durch Kredite, welche sie gemeinsam mit ihren Einnahmen in neue Projekte investierten. Doch die Regierung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping entschied, den Immobilienspekulationen auf dem heiß gelaufenen Markt entgegenzuwirken und sorgte dafür, dass die Konzerne nicht mehr so einfach an frisches Geld gelangten.
In der Folge sank die Nachfrage, die Wohnungswerte sackten ab und die Konzerne verschuldeten sich. Das führte schließlich dazu, dass große Unternehmen wie Evergrande und Country Garden bereits verkaufte Wohnungen teils nicht mehr fertig bauen konnten. Mittlerweile säumen nicht fertiggestellte Häuser und Baustellen ganze Stadtteile. Leidtragende sind häufig die Käufer, die in China in der Regel im Voraus für ihre Wohnung oder ihr Haus bezahlen.
Die Regierung lenkt ein
Es brauche nun "große Anstrengungen", um bezahlte, aber nicht fertiggestellte Wohnungsbauprojekte zu fördern, sagte Vize-Regierungschef He nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. "In Städten, in denen es viele Wohnungen gibt, können die Behörden Angebote abgeben und einige dieser Wohnungen zu angemessenen Preisen kaufen, um sie als bezahlbaren Wohnraum zu nutzen."
Die Kommunalverwaltungen sollen "die so übertragenen leer stehenden Wohnimmobilien ordnungsgemäß verwalten", führte He aus. Ziel sei es, "Wohnungsbaugesellschaften, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen". Nähere Details zum Umfang und zur Ausgestaltung dieses Rückkaufprogramms wurden zunächst nicht bekannt.
Unter Verweis auf die Zentralbank und die nationale Finanzaufsichtsbehörde berichtete Xinhua außerdem, dass die Mindestkapitalanforderungen für Hypothekenkredite für Privatpersonen beim Kauf einer ersten Immobilie auf 15 Prozent und beim Kauf einer zweiten Immobilie auf 25 Prozent abgesenkt werden. "Dies ist die niedrigste Anzahlungsanforderung und der niedrigste Hypothekenzins in der Geschichte", erklärte Yan Yuejin, Forschungsdirektor des Yiju Research Institute.
"Diese Maßnahmen senden sehr positive Signale aus und werden sehr hilfreich sein, um die Marktstimmung zu verbessern", sagte Yan weiter. "Wir sind sehr optimistisch, was die möglichen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt angeht."
Börsenflug als erste Reaktion
Kurz nach der Verkündung der neuen Maßnahmen verzeichneten die Aktienkurse der Immobilienkonzerne in Hongkong einen starken Anstieg. Die Agile Group legte um 23 Prozent zu, Fantasia um 8,3 Prozent, die Sino-Ocean Group und CIFI-Holdings um jeweils mehr als zwölf Prozent. In Erwartung politischer Ankündigungen befanden sich die Kurse an den Vortagen bereits im Aufwind.
Die chinesische Regierung bemüht sich seit Monaten mit gezielten Maßnahmen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Insbesondere durch die Auflösungsklagen gegen die mit jeweils fast 200 und 300 Milliarden US-Dollar verschuldeten Konzerne Evergrande und Country Garden drohen schwere Verwerfungen und es wird ein Überspringen auf weitere Wirtschaftszweige befürchtet. Die angekündigten Maßnahmen scheinen die bislang bedeutendsten zu sein.
"Chinas Plan zur Stabilisierung des Immobilienmarktes ist im Gange", erklärten Ökonomen der Großbank HSBC. "Je schneller und mutiger der Interventionsplan ist, desto effektiver wird er unserer Meinung nach sein."
Quelle: ntv.de, gri/AFP/dpa