Aktie sackt deutlich ab Chip-Boom geht weiter an Intel vorbei
26.04.2024, 16:54 Uhr Artikel anhören
Intel hat derzeit etwas den Anschluss verloren.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Einst war Intel unter den Chipherstellern das Maß der Dinge. Längst hat die Konkurrenz dem US-Hersteller den Rang abgelaufen. Intel liefert einmal mehr schwache Zahlen und steckt weiter in der Verlustzone fest. Zudem kann das Unternehmen mit seinen Plänen kaum Fantasien beflügeln - die Aktie geht auf Talfahrt.
Der bisherige Mangel an konkurrenzfähigen Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) bremst das Wachstum von Intel. Außerdem kommt das Geschäft mit der Auftragsfertigung von Computerchips, in das der Konzern große Hoffnungen setzt, nicht in Fahrt. Daher legte Intel einen Ausblick unter Markterwartungen vor, der die Aktie auf Talfahrt schickte. Seit Jahresbeginn hat das Papier inzwischen mehr als ein Viertel an Wert verloren. Im Xetra-Handel fiel die Aktie am Nachmittag unter 30 Euro und ist vom Jahreshöchststand von mehr als 46 Euro inzwischen weit entfernt.
Wegen einer schleppenden Nachfrage nach klassischen Prozessoren für PCs und Rechenzentren stellte Intel für das laufende Quartal einen Umsatz von 12,5 Milliarden bis 13,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 0,10 Dollar je Aktie in Aussicht. Analysten hatten auf knapp 13,6 Milliarden Dollar beziehungsweise 0,25 Dollar je Aktie gehofft. Die Erlöse des ersten Quartals blieben mit gut 12,7 Milliarden Dollar ebenfalls hinter den Prognosen zurück. Das Auftragsgeschäft schrumpfte sogar um zehn Prozent. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 400 Millionen Dollar an.
Vor einigen Wochen hatte der einst weltgrößte Chip-Hersteller den gemeinsam mit der Alphabet-Tochter Google entwickelten KI-Spezialchip vorgestellt. Damit wollen die beiden Konzerne dem Weltmarktführer Nvidia Marktanteile abjagen. Dieser beherrscht Experten zufolge bislang etwa 80 Prozent des Marktes. Intel-Chef Patrick Gelsinger verspricht sich von "Gaudi 3" Umsätze von mehr als 500 Millionen Dollar im laufenden Jahr. Der Chip soll an Computerhersteller wie Dell, Hewlett-Packard und Lenovo geliefert werden. Intel betonte unlängst, man höre von Tech-Unternehmen, dass sie im Markt mehr Angebot über Nvidia hinaus sehen wollten.
USA pumpen Milliarden in den Chip-Markt
Eigentlich sind Chip-Aktien die Papiere der Stunde. Nvidia als Maß der Dinge hat seit Jahresbeginn mehr als 70 Prozent gewonnen. Die Branche wird derzeit mit Staatshilfen regelrecht überhäuft. Chips werden für den Betrieb von Smartphones bis hin zu Kampfflugzeugen benötigt. Sie gewinnen außerdem auch zunehmend an Bedeutung für die Autoindustrie und insbesondere für Elektrofahrzeuge. Die weltweite Chipindustrie wird von einigen wenigen Unternehmen beherrscht, darunter TSMC in Taiwan und Nvidia mit Sitz in Kalifornien. Für neue Kursfantasien sorgte zuletzt das Thema Künstliche Intelligenz, die spezielle Halbleiter erfordert. Der Hersteller TSMC sprach hier jüngst von einer "unersättlichen Nachfrage".
Speziell bei der Produktion von Halbleitern sind die USA hochgradig von Asien abhängig. US-Präsident Joe Biden will mit dem sogenannten Chips and Science Act gegensteuern: Das Gesetz sieht Unterstützung für Unternehmen in Höhe von 52,7 Milliarden Dollar vor, welche die Produktion in die USA verlagern.
Unlängst hat die US-Regierung eine weitere Milliardensubvention für einen Hersteller von Halbleitern angekündigt. Der US-Konzern Micron werde bis zu 6,1 Milliarden Dollar für zwei neue Werke erhalten, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag. Dem Unternehmen könnte das Handelsministerium zudem weitere bis zu 7,5 Milliarden Dollar in Form von Krediten zur Verfügung stellen. Micron plane in den USA bis 2030 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Dollar, erklärte das Weiße Haus. In den 20 folgenden Jahren könnten demnach weitere 125 Milliarden Dollar dazu kommen. Die neuen Fertigungsstätten sollen unmittelbar 70.000 Arbeitsplätzen schaffen. Die Micron-Papiere legten seit dem Jahresstart um gut ein Drittel zu.
Der südkoreanische Hersteller Samsung erhielt in diesem Rahmen bereits die Zusage für 6,4 Milliarden Dollar für ein neues Werk in Texas. TSMC will ein drittes Werk in Arizona bauen und erhält dafür 6,6 Milliarden Dollar aus Washington. In Deutschland erhält Intel zehn Milliarden Euro für ein neues Werk in Magdeburg. Die Subventionen müssen noch von der EU-Kommission gebilligt werden. Infineon hat Hilfen für sein Werk in Dresden erhalten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa