Wirtschaft

28 Fabriken werden geschlossen Corona-Ausbruch bei Handschuh-Gigant

Bei "Top Glove" muss die Produktionskapazität massiv zurückgefahren werden.

Bei "Top Glove" muss die Produktionskapazität massiv zurückgefahren werden.

(Foto: REUTERS)

Ein führender Hersteller für Latex-Handschuhe muss seinen Betrieb empfindlich drosseln, nachdem gleich mehrere Tausend Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Für den massiven Ausbruch sollen auch die Bedingungen in dem Unternehmen verantwortlich sein.

Der nach eigenen Angaben weltgrößte Hersteller von Latexhandschuhen in Malaysia wird nach und nach mehr als die Hälfte seiner Fabriken zeitweise schließen, nachdem bisher fast 2500 Mitarbeiter positiv auf Coronaviren getestet wurden. Das Unternehmen hat seit Beginn der Pandemie einen enormen Anstieg der Nachfrage nach seiner Schutzausrüstung erlebt und Rekordgewinne eingefahren. Erst in der vergangenen Woche hatte die Firma mitgeteilt, die Ausbreitung des Virus unter der Belegschaft sei "weitgehend unter Kontrolle" und die Arbeit bleibe unberührt.

Es gab jedoch Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen der schlecht bezahlten Wanderarbeiter, auf die es angewiesen ist. "Aufgrund der Ratschläge des Gesundheitsministeriums wurde bei einem Sondertreffen heute vereinbart, "28 Top-Glove-Fabriken zu schließen", teilte Verteidigungsminister Ismail Sabri Yaakob mit. Zuvor wurde von einem starken Anstieg der Covid-19-Fälle in Gebieten berichtet, in denen sich Fabriken und Schlafsäle von Top Glove befinden. Die Arbeiter hatten sich voraussichtlich in einer der Gemeinschaftsunterkünfte angesteckt. Nachdem die ersten rund 200 Fälle bekannt geworden waren, wurden rund 13.000 Mitarbeiter zunächst in Quarantäne geschickt. Das Unternehmen wurde aufgefordert, alle Arbeiter in allen Fabriken zu testen. Mehrere Tausend Testergebnisse stehen nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch aus. In 16 der 28 Fabriken sei der Betrieb bereits seit letztem Mittwoch eingestellt, hieß es vom Unternehmen.

Arbeiter sind "besonders gefährdet"

Top Glove betreibt 41 Fabriken in Malaysia, wobei viele der Arbeiterinnen und Arbeiter aus Nepal kommen und in überfüllten Wohnheimkomplexen leben. Im Juli verboten die Vereinigten Staaten aufgrund von Bedenken wegen Zwangsarbeit den Import von Handschuhen aus zwei Tochtergesellschaften des Unternehmens. Im September wiesen Arbeiter in der "Los Angeles Times" auf die schwierigen Arbeitsbedingungen in den Fabriken und berichteten von 72-Stunden-Wochen in heißen Hallen, beengten Lebensbedingungen und niedrigen Löhnen.

Glorene Das, Geschäftsführerin einer NGO mit Sitz in Kuala Lumpur, die sich auf Arbeitsrechte konzentriert, sagte, dass einige malaysische Firmen, die von Wanderarbeitskräften abhängig sind, "die Grundbedürfnisse ihrer Beschäftigten nicht respektieren". Die Arbeiter seien in diesen Tagen besonders gefährdet, "weil sie in überfüllten Gemeinschaftsunterkünften leben und arbeiten und eine Arbeit verrichten, die es unmöglich machen, Abstandsregeln einzuhalten", sagte Das gegenüber der BBC. "In diesen Zeiten tragen die Arbeitgeber ihnen gegenüber eine große Verantwortung, aber wir hören von Fällen, in denen sie die Arbeitnehmer nicht ausreichend ernähren oder ihnen sogar ihren Lohn vorenthalten", fügte sie hinzu.

Das Unternehmen rechnet aufgrund des Ausbruchs mit Lieferengpässen. Daher könnten die Preise für medizinische Gummihandschuhe steigen. Bisher seien noch keine Aufträge storniert worden, teilte das Unternehmen mit. Dennoch verlor die Top-Glove-Aktie in den letzten Tagen deutlich an Wert und fiel um bis zu 7,5 Prozent. 65 Prozent der Latexhandschuhe der Welt werden in Malaysia hergestellt, Top Glove beherrscht nach eigenen Angaben ein Viertel des weltweiten Marktes für Latexhandschuhe.

Quelle: ntv.de, ter/rts

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