Rekord-Abfluss von Kapital Corona bedroht Schwellenländer-Wirtschaft
01.04.2020, 20:43 Uhr
Im März wurden mehr als 80 Milliarden Dollar aus Schwellenländern abgezogen.
(Foto: imago/Panthermedia)
Der Abfluss von Kapital ist noch größer als bei der Finanzkrise 2008: Wegen der Corona-Pandemie und des Ölpreisschocks ziehen Anleger Milliarden Dollar aus Schwellenländern ab.
Die Coronavirus-Krise und der Ölpreisschock haben eine beispiellose Kapitalflucht aus den Schwellenländern ausgelöst. Anleger haben im März 83,3 Milliarden Dollar abgezogen, wie das Institute of International Finance (IIF) mitteilte. "Dieser Rekord-Abfluss von Kapital ist deutlich größer als während der Finanzkrise 2008", erklärte die globale Bankenlobby.
Die Corona-Pandemie hat im vergangen Monat mehrfach zu Panikverkäufen geführt. Investoren zogen sich auf der Suche nach sicheren Häfen aus Risikomärkten zurück, die Währungen von Schwellenländern gerieten daher unter Druck. Die 20 wichtigsten Industrieländer, die G20, und der Internationale Währungsfonds IWF wollen den Schwellenländern unter die Arme greifen, die zunehmend mit Finanzierungsproblemen kämpfen.
Millionen Menschen in arabischer Welt von Armut bedroht
Die Abschwächung der Weltwirtschaft hat auch massive Folgen für die arabische Welt. Mehr als acht Millionen Menschen könnten in die Armut abrutschen, schätzt die UN-Wirtschaftskommission für Westasien (ESCWA) in einem Bericht. Die Zahl der Armen stiege dann auf rund 101 Millionen. Fast zwei Millionen Menschen zusätzlich könnten an Unterernährung leiden. Deren Gesamtzahl kletterte dann auf 52 Millionen, heißt es weiter.
Besonders massiv könnten demnach die Folgen für Frauen und junge Erwachsene sein sowie für Menschen, die im informellen Sektor arbeiten und keinen Schutz wie etwa eine Arbeitslosenversicherung haben. Da die Region stark von Lebensmittelimporten abhängig sei, könnte sie durch Störungen der weltweiten Versorgungsketten unter Nahrungsmittelknappheit leiden, erklärt die Wirtschaftskommission.
Zur ESCWA gehören 18 Länder der arabischen Welt, darunter auch die meisten Staaten in Nordafrika. Länder wie der Jemen, der Irak, Syrien oder Libyen leiden ohnehin schon unter jahrelangen gewaltsamen Konflikten und großer humanitärer Not. Die Region hat bisher rund 8000 Infizierungen mit dem Coronavirus und mehr als 200 Tote gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.
Die meisten Infizierungen hat bisher das Königreich Saudi-Arabien mit mehr als 1720 Fällen verzeichnet. Auch andere öl- und gasreiche Golfländer wie Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) meldeten Hunderte Patienten. Mit 50 Toten sind in der Region bisher im Irak die meisten Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. In Ägypten fielen ihr bislang 46 Menschen zum Opfer.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa