30 Millionen Franken weniger Credit Suisse kürzt Boni nach Protesten
18.04.2017, 17:11 Uhr
Bank-Chef Thiam soll rund 10 Millionen statt fast 12 Millionen Franken Bonus bekommen.
(Foto: REUTERS)
Die Schweizer Großbank Credit Suisse kappt nach scharfer Kritik von Aktionären die Boni für ihre Topmanager um rund 40 Prozent. Trotz tiefroter Zahlen werden dennoch zig Millionen ausgeschüttet. Weiterer Widerstand der Anleger kündigt sich bereits an.
Nach heftigem Widerstand von Aktionären rudert die Schweizer Großbank Credit Suisse bei der geplanten Millionenausschüttung für die Chefetage zurück. Sie kürzte die schon beantragten Boni nachträglich um rund 40 Prozent. Das geht aus dem nun veröffentlichten neuen Vergütungsbericht hervor, der bei der Hauptversammlung am 28. April abgesegnet werden soll. Statt rund 78 Millionen Franken (rund 73 Millionen Euro) zahlt die Bank demnach noch 48 Millionen Franken für leistungsbezogene Vergütung aus.
Die Sensibilität in Entschädigungsfragen sei in diesem Jahr besonders hoch, sagte der Präsident des Verwaltungsrates, Urs Rohner. Die Credit Suisse hatte 2016 auch wegen teurer Rechtsstreitigkeiten in den USA einen Verlust von 2,7 Milliarden Franken eingefahren.
Bank-Chef Tidjane Thiam hatte Aktionäre verärgert, als im März herauskam, dass er trotz der tiefroten Zahlen seines Geldhauses fast 12 Millionen Franken bekommen sollte. Auch sein Bonus sinkt, er bekommt insgesamt noch 10,24 Millionen Franken.
Präsident Rohner geht nun davon aus, dass sich die Zustimmung auf der Generalversammlung erhöhen wird, wie er in einem Interview sagte. Ob das Unternehmen die notwendige 50-Prozent-Schwelle erreicht, ist aber immer noch nicht garantiert.
ISS beharrt weiter auf Boni-Ablehnung
Der US-Stimmrechtsvertreter ISS spricht sich weiterhin gegen die geplanten Boni für die Geschäftsleitung der Credit Suisse aus - trotz deren Kürzung. Der einflussreiche Stimmrechtsberater empfehle den Aktionären auf der Generalversammlung, die Boni für die Geschäftsleitung und die Entlohnung des Verwaltungsrats abzulehnen, teilte ISS mit. Bereits vor einer Woche hatte ISS den Gehaltsvorschlägen der Credit Suisse eine Absage erteilt - wie zuvor auch der US-Aktionärsberater Glass Lewis. Vor allem angelsächsische Fonds folgen den Empfehlungen von ISS und Glass Lewis für gewöhnlich.
Dass sich gerade die Credit Suisse mit einer Aktionärsrevolte konfrontiert sieht, ist kein Zufall. Der Konzern hatte bereits in der Vergangenheit die Zeichen der Zeit nicht erkannt, etwa als er dem damaligen CEO Brady Dougan 2010 insgesamt rund 90 Millionen Franken auszahlte. Solche Extrembeispiele riefen auch die Politik auf den Plan. 2013 sprachen sich die Schweizer in einer Volksabstimmung klar für eine Begrenzung der Managersaläre aus.
Die Schweiz ist inzwischen das einzige Land, in dem die Aktionäre jedes Jahr bindend über die Managergehälter abstimmen. "Wenn ein Unternehmen wie die Credit Suisse schlecht gearbeitet hat, dann darf es um Himmels Willen keine Boni verteilen", sagte der Abgeordnete Thomas Minder, die treibende Kraft hinter der Abstimmung.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts