Wirtschaft

"Wird Deutschland hart treffen" DIW: Neue Rezession wegen Trump sehr wahrscheinlich

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"Ohne ein starkes Europa hat auch Deutschland keine Chance, sich im Konflikt mit den USA zu behaupten", sagte Fratzscher.

"Ohne ein starkes Europa hat auch Deutschland keine Chance, sich im Konflikt mit den USA zu behaupten", sagte Fratzscher.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Mit Trumps Zollpolitik drohen neue Handelskriege. In Deutschland würden das vor allem Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen zu spüren bekommen, prognostiziert der DIW-Chef Fratzscher. Er mahnt eine schnelle Stärkung Europas an.

Der deutschen Wirtschaft droht wegen der US-Handelspolitik unter dem neuen Präsidenten Donald Trump ein weiteres Rezessionsjahr. "Ein Handelskonflikt mit den USA dürfte sich dreifach negativ auswirken", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.

Ein Konflikt würde die Exporte reduzieren und die heimische Industrie in bereits schwierigen Zeiten weiter schwächen. "Damit dürfte sich die Deindustrialisierung und der Verlust guter Arbeitsplätze in der Industrie in Deutschland beschleunigen", warnte Fratzscher. "Eine erneute Rezession der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr wird dadurch immer wahrscheinlicher." Das Bruttoinlandsprodukt ist bereits 2023 um 0,3 Prozent und im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent geschrumpft.

Das dürfte auch in der Bevölkerung hierzulande spürbar werden. "Höhere Preise und eine steigende Inflation werden das unweigerliche Resultat des Handelskonflikts sein", betonte Fratzscher. "Vor allem Menschen mit mittleren und geringen Einkommen werden dafür einen hohen Preis zahlen, da ihre Kaufkraft und ihr Lebensstandard sinken werden." Höhere Zinsen dürften das unweigerliche Resultat sein, was die deutsche Wirtschaft weiter schwächen dürfte.

Fratzscher: Bundesregierung muss Europa stärken

Fratzscher rechnet mit der Einführung von Strafzöllen durch Trump. "Dies wird insbesondere Deutschland hart treffen", sagte der Berliner Ökonomie-Professor. "Denn Deutschland hat riesige Handelsüberschüsse - auch bilateral gegenüber den USA - nicht, weil Deutschland zu viel exportiert, sondern weil es hohe Hürden für Importe ausländischer Unternehmen geschaffen hat." Deutschlands Wirtschaftsmodell sei langfristig eine große Stärke. In Zeiten geoökonomischer Konflikte mache es jedoch verwundbar.

Größe und Macht der US-Wirtschaft werden dem DIW-Chef zufolge dazu beitragen, dass US-Handelszölle den Konflikt auch zwischen China und Europa weiter eskalieren lassen. "Denn China hat schon jetzt begonnen, manche seiner Überkapazitäten auf dem europäischen Markt zu verkaufen und somit einen zum Teil unfairen Wettbewerb anzuzetteln." Die EU werde darauf reagieren müssen, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten.

Die alte wie die künftige Bundesregierung müssten zuallererst Europa stärken und ihre Fehler der Vergangenheit korrigieren. "Ohne ein starkes Europa hat auch Deutschland keine Chance, sich im Konflikt mit den USA zu behaupten", sagte Fratzscher.

Quelle: ntv.de, gri/rts

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