BIP sinkt, Inflation steigt DIW: "Rezession wird immer wahrscheinlicher"
31.08.2022, 11:34 Uhr Artikel anhören
Die Konsumlaune ist wegen der hohen Inflation gesunken.
(Foto: imago images/Jochen Eckel)
Die Konjunkturaussichten verdüstern sich zunehmend: Für das dritte Quartal rechnet das DIW bereits mit einem sinkenden Bruttoinlandsprodukt, gleichzeitig dürften die Verbraucherpreise weiter steigen. Auch die Dienstleistungsbranche kann die Wirtschaft nicht mehr stützen.
Die deutsche Wirtschaft steuert nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) voraussichtlich auf eine Rezession zu. Für das dritte Quartal sei mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu rechnen, teilte das DIW mit. "Leider wird es immer wahrscheinlicher, dass wir eine Rezession bei gleichzeitig hoher Inflation durchmachen werden", sagte DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. Zudem blieben die Risiken abwärtsgerichtet.
Die Energiekrise zwinge bereits jetzt viele Gasanbieter, neue Verträge abzuschließen und die Preise massiv zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund bleibe auch die Teuerung hoch. Waren und Dienstleistungen waren im August durchschnittlich 7,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Manche Ökonomen erwarten, dass die Inflationsrate bis zum Jahresende auf zehn Prozent steigen wird - auch weil zusätzliche Belastungen wie die Gasumlage auf die Bürger zukommen. Viele Menschen sind bereits inflationsbereinigt mit deutlichen Lohneinbußen konfrontiert.
Darüber hinaus belastet laut DIW die abkühlende Weltkonjunktur die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Die größten Auswirkungen zeigen sich demnach immer noch in der Industrie. Der Krieg in der Ukraine, die Schwäche der globalen Konjunktur und die daraus resultierende Unsicherheit mindern laut DIW Auftragseingänge auf der einen und hemmen Materiallieferungen und Produktionsabläufe auf der anderen Seite. Darüber hinaus wachsen die Sorgen um die Energieversorgung.
Im Frühjahr hatten nach dem Abflauen der Pandemie die Dienstleistungen noch stützend auf die deutsche Wirtschaft gewirkt. Doch hier zeigten sich nun auch zunehmend Probleme. Die anhaltend hohe Inflation führe zu einer merklich geringeren Kaufkraft der Haushalte und die Aussichten blieben schlecht. "Sorgen um die Gasversorgung und die hohen Energiepreise drücken massiv auf die Konsumlaune, insbesondere bei Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen", so DIW-Experte Baldi.
Quelle: ntv.de