Neuer Vertrag für Sewing Deutsche Bank baut Vorstand erheblich um
29.03.2021, 18:23 Uhr
Die Deutsche Bank stellt sich an der Spitze in Teilen neu auf.
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Es ist eine Honorierung der bisherigen Arbeit: Der Vertrag von Deutsche-Bank-Chef Sewing wird vorzeitig verlängert. Auf Druck der Behörden verliert der harte Sanierer aber einen Teil seiner Kompetenzen. Dies nimmt die Bank zum Anlass für eine Neuaufstellung rund um den Chef.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing gibt im Vorstand von Deutschlands größter Bank Macht ab. Für das Investmentbanking und das Firmenkunden-Geschäft wird ab 1. Mai an Fabrizio Campelli zuständig sein, der bisher den Umbau des Frankfurter Geldhauses verantwortet, wie die Deutsche Bank mitteilte. Die Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB) hatten laut Finanzkreisen darauf gedrängt, dass Sewing die Doppelfunktion bald aufgibt.
Der 50-Jährige hatte die Zuständigkeit für das Investmentbanking - die ertragreichste Sparte der Bank - im Sommer 2019 übernommen und dieses mit harter Hand zurück in die Spur gebracht. Das lange verlustreiche Geschäft der hauseigenen Investmentbank wurde zurechtgestutzt, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Bank ganz zurück. Tausende Stellen im Konzern wurden gestrichen. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte, Sewing solle mehr "Freiraum" bekommen, sich auf Kunden, Nachhaltigkeit und Aufsichtsthemen zu konzentrieren.
Der Aufsichtsrat stärkte Sewing zugleich den Rücken: Obwohl sein Fünf-Jahres-Vertrag noch bis 2023 läuft, bekommt er einen neuen, bis April 2026 laufenden Kontrakt. Sewing übernimmt von Campelli vorübergehend das Personalressort. Personalchef Michael Ilgner fehlt noch die Lizenz als Bankvorstand. Campellis übrige Aufgaben gehen an Rebecca Short, die als zweite Frau in den Vorstand aufrückt. Sie ist dort auch für die interne "Bad Bank" und die damit verbundene Freisetzung von Kapital zuständig.
Der für die interne Organisation zuständige COO Frank Kuhnke verlässt die Deutsche Bank nach 35 Jahren, davon knapp zwei im Vorstand. Seine Position wird nicht neu besetzt. Kuhnkes Aufgaben werden auf Campelli und IT-Vorstand Bernd Leukert aufgeteilt. Auch der Abschied von Urgestein Stuart Lewis steht bevor: Der oberste Risikomanager der Bank, der seit neun Jahren und damit so lange wie kein anderer im Vorstand sitzt, geht zur Hauptversammlung 2022. Seine Nachfolge ist noch offen. Für die Themen Compliance und Bekämpfung von Finanzkriminalität soll schon ab Mai anstelle von Lewis Rechtsvorstand Stefan Simon zuständig sein.
Postbank-Chef Lars Stoy verantwortet künftig unterhalb des Vorstands das ganze Privatkunden-Geschäft in Deutschland. Er löst in dieser Funktion Vize-Vorstandschef Karl von Rohr ab, der weltweit für die Privatkunden-Sparte zuständig ist.
Die Deutsche Bank hatte 2020 erstmal seit sechs Jahren wieder einen Jahresgewinn erzielt. Unter Sewings Führung hatte die Bank einen weitreichenden Umbau und die Streichung von tausenden Stellen beschlossen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa