Wirtschaft

Unbefristete Streiks drohen Deutsche Post präsentiert Rekordzahlen - und trübe Aussichten

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Die Deutsche Post rechnet für 2023 aber mit einer Abkühlung der Geschäftsdynamik.

(Foto: dpa)

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Im Jahr 2022 kann die Deutsche Post bei Umsatz und Gewinn kräftig zulegen. Dafür sind zum Großteil die Geschäfte des Bonner Konzerns im Ausland verantwortlich. Das laufende Geschäftsjahr wird wohl keine Rekorde schreiben.

Die Deutsche Post hat ein weiteres Rekordjahr hinter sich, im Stammgeschäft mit dem Brief- und Paketversand aber geschwächelt. Im Konzernbereich Post & Paket Deutschland brach das operative Ergebnis 2022 um 27,2 Prozent ein auf 1,27 Milliarden Euro, wie der Bonner Konzern mitteilte. Das ist schlechter als die Post erwartet hatte. Im vergangenen Herbst hatte sie für das Gesamtjahr noch 1,35 Milliarden Euro prognostiziert. Alles in allem erzielte die Deutsche Post DHL einen operativen Gewinn von 8,4 Milliarden Euro (plus 5,7 Prozent) - das war der vierte Jahreshöchstwert in Folge. Der Umsatz kletterte um 15,5 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro.

Für die Aktionäre hat der scheidende Post-Chef Frank Appel noch ein Abschiedsgeschenk: Die Dividende für 2022 wird erhöht und das laufende Aktienrückkaufprogramm ausgeweitet. Für das vergangene Jahr wolle der Bonner Konzern 1,85 (Vorjahr: 1,80) Euro pro Aktie auf den Tisch legen. Das bestehende Aktienrückkaufprogramm werde um eine Milliarde Euro aufgestockt.

Appel: Erfolg keine Selbstverständlichkeit

Das Unternehmen begründete die schwache Entwicklung beim Brief- und Paketversand mit höheren Kosten für Energie, Transport und Saisonkräfte. Der Umsatz im Stammgeschäft sank laut den nun publizierten Jahreszahlen um 3,8 Prozent auf 16,78 Milliarden Euro. Im Gegensatz zum Heimatmarkt entwickelt sich das Geschäft des Logistikriesen auf globalem Parkett und in anderen Bereichen prächtig. Die Frachtsparte legte beim Umsatz um fast ein Drittel auf 30,2 Milliarden Euro zu, und die Lieferketten-Dienstleistungen wuchsen um ein Sechstel auf 16,4 Milliarden Euro - beide Konzernbereiche wurden deutlich profitabler.

Deutsche Post
Deutsche Post 42,15

In der Express-Sparte sah es anders aus: Die legte im Umsatz zwar zu, der operative Gewinn sank aber leicht. Beim ausländischen Paketgeschäft war es ähnlich. Zum positiven Gesamtergebnis sagte Appel: "Es war ein sehr erfolgreiches Jahr, aus dem wir als Konzern in bester Verfassung herausgehen". Appel weiter: "Das ist in Zeiten von Krieg, Inflation und Energiekrise eine enorme Leistung unserer Beschäftigten und keine Selbstverständlichkeit."

Mit Blick auf das schwächelnde Stammgeschäft sagte der Manager, für langfristigen Erfolg brauche man dort eine "Balance zwischen spürbarer Lohnerhöhung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit". "Nur gemeinsam können wir die Weichen für eine erfolgreiche Transformation des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland stellen, ohne langfristig Arbeitsplätze zu gefährden."

Neue Streiks bahnen sich an

Diese Äußerung zielte auf den aktuellen Tarifkonflikt, bei dem die Gewerkschaft Verdi 15 Prozent mehr Geld fordert, ein deutlich niedrigeres Angebot der Post abgelehnt und eine Urabstimmung in der Belegschaft von Post & Paket Deutschland durchgeführt hat. Diese ergab eine große Zustimmung für unbefristete Streiks. Dann könnten Millionen Briefe und Pakete zwischenzeitlich liegenbleiben und erst verspätet zugestellt werden.

Nachdem die Post im vergangenen Jahr vor allem von den hohen Luft- und See-Frachtraten profitiert hat, rechnet das Management im laufenden Jahr mit einer Abkühlung des Geschäfts: Das operative Ergebnis (EBIT) wird je nach Konjunkturverlauf auf einen Betrag zwischen sechs und sieben Milliarden geschätzt und damit deutlich niedriger als 2022. Mittelfristig will der DAX-Konzern aber wieder an das Rekordniveau von 2022 heranrücken.

Bis Mitte des Jahrzehnts werde wieder ein operatives Ergebnis von mehr als acht Milliarden Euro erwartet. Damit verschiebt sich die Erholung der Geschäfte nach einem erwarteten Knick in den kommenden Monaten weiter in die Zukunft. Bislang war die Post davon ausgegangen, bereits 2024 operativ mehr als 8,5 Milliarden Euro zu verdienen. Analysten waren diesbezüglich aber schon im Vorfeld skeptisch gewesen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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