Wirtschaft

Verkehrsministerium widerspricht Deutschlandtakt zum Jahr 2070 sorgt für Spott

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Bahnfahrer sind geduldig, aber ein Deutschlandtakt, der erst 2070 vollendet ist, kommt für manche wohl zu spät.

Bahnfahrer sind geduldig, aber ein Deutschlandtakt, der erst 2070 vollendet ist, kommt für manche wohl zu spät.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Verkehrsministerium muss beim Deutschlandtakt Schadensbegrenzung betreiben: Formulierungen des verantwortlichen Staatssekretärs ließen an eine Verschiebung des Mammutprojekts um 40 Jahre denken. Das sorgt für Witze im Netz. Bahnverbände fordern nun einen verbindlichen Zeitplan.

Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Michael Theurer aus dem Verkehrsministerium, hat seine Äußerungen zur Umsetzung eines deutschlandweiten Taktfahrplans noch einmal präzisiert. Mit dem Jahr 2070 sei keine Verschiebung gemeint, sagte der FDP-Politiker. Stattdessen sei zu diesem Datum der für die Verkehrswende wichtige Deutschlandtakt vollständig umgesetzt. In den sozialen Medien hatte die Nachricht, der Deutschlandtakt verzögere sich um 40 Jahre, zuvor für viel Spott gesorgt. Ein Nutzer kommentierte, bei der Einführung sei er wahrscheinlich schon tot.

Der Deutschlandtakt werde "in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt" umgesetzt, hatte Theurer dem ZDF gesagt. Es sei "immer völlig klar gewesen, dass das Jahrzehnte dauert". Theurer erläuterte am Nachmittag gegenüber AFP, der Deutschlandtakt komme "wie von Anfang an geplant in Etappen". Das Projekt "wird nicht verschoben". Das Bundesverkehrsministerium arbeite vielmehr an einer Beschleunigung.

Der Interessenverband Allianz pro Schiene verlangte von der Bundesregierung Klarheit beim Zeitplan. "Wir erwarten, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing den Ausbau des Schienennetzes nicht weiter verschleppt und noch in diesem Jahr ein verbindliches Konzept zur stufenweisen Umsetzung des Deutschlandtaktes vorlegt", forderte Hauptgeschäftsführer Dirk Flege. "Wir dürfen beim Netzausbau für den Deutschlandtakt jetzt keine Zeit mehr verlieren."

30-Minuten-Takt auf Hauptachsen

Für den Deutschlandtakt soll der Bahnverkehr auf einen bundesweiten Taktfahrplan umgestellt werden, der für Fahrgäste die Abfahrtszeiten zuverlässiger und planbarer macht und außerdem den Umstieg erleichtert. Die Züge sollen dafür jede Stunde in jede Richtung zur selben Minute fahren - Fernzüge in einem Takt von 60 Minuten und auf Hauptachsen im 30-Minuten-Takt. Fern- und Regionalverkehr sollen optimal miteinander vernetzt werden.

In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien unter anderem das Ziel definiert, den Schienengüterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern und die Verkehrsleistung im Personenverkehr zu verdoppeln. Außerdem soll "erheblich mehr in die Schiene als in die Straße" investiert werden, "um prioritär Projekte eines Deutschlandtaktes umzusetzen".

Das Verkehrsministerium betonte, der Deutschlandtakt sei ein "fortlaufendes Projekt, das stetig weiterentwickelt und an die Modernisierung des Schienennetzes angepasst wird". Jede Etappe bringe "neue Angebotssprünge und deutliche Verbesserungen für Reisende und Logistiker". Die nächste große Etappe werde mit der Fertigstellung der Strecke Wendlingen-Ulm, Stuttgart 21 und der Generalsanierung der Riedbahn 2025/2026 abgeschlossen. Sie werde etwa den 30-Minuten-Takt zwischen den großen Metropolen Köln, Frankfurt, Mannheim, München und Nürnberg bringen. Die nächste Etappe 2030 werde bereits vorbereitet.

Union mahnt Wissing: Probleme der Schiene lösen

Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Bareiß, erklärte, die Union habe zusammen mit der Schienenbranche schon früh den Grundstein für den Deutschlandtakt gelegt - nun werde dieser von 2030 auf 2070 verschoben. Das sei "das Eingestehen des Scheiterns der Ampel", sagte der CDU-Politiker.

Der Berichterstatter der Unionsfraktion für die Schiene, Michael Donth, zeigte sich "fassungslos". Eine Verschiebung des Deutschlandtakts auf 2070 "wäre ein Desaster für die Zukunft des deutschen Schienenverkehrs". Verkehrsminister Wissing müsse, statt sich mit den Grünen über Autobahnen zu streiten, die Probleme bei der Schiene lösen: deutlich mehr Investitionen, ein effizienterer Konzern, Planungsbeschleunigung bei Schienenprojekten und die Umsetzung der Ergebnisse der Beschleunigungskommission Schiene, forderte der CDU-Politiker.

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

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