Fracht boomt Die Post schwächelt beim Stammgeschäft
08.11.2022, 12:03 Uhr
Das Paketgeschäft verzeichnet nach dem Corona-Boom der vergangenen Jahre Rückgänge.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Post verdient zuletzt prächtig - allerdings nicht mit der Brief- und Paketzustellung in Deutschland. Der Arbeitskräftemangel macht dem Unternehmen zu schaffen. Post-Chef Appel blickt mit Sorge auf die kommende Tarifrunde.
Dank glänzender Geschäfte mit Frachtgut hat die Deutsche Post DHL kräftig Kasse gemacht. Der Konzernumsatz sei im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf rund 20 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Die Brief- und Paketzustellung im Inland schwächelte zwar erneut, die Erlöse in der Frachtsparte schnellten allerdings um 38 Prozent in die Höhe, andere Bereiche liefen ebenfalls gut. Firmenchef Frank Appel sprach von einem sehr guten Quartal. Der Konzerngewinn stieg um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Dass die Geschäfte alles in allem weniger profitabel waren, lag unter anderem an ungünstigen Währungseffekten.
Das Stammgeschäft der Post - der Brief- und Paketversand im Inland - schwächelte erneut. Der Umsatz stagnierte bei 3,9 Milliarden Euro und das operative Ergebnis (Ebit) sank um 3 Prozent. Rechnet man im Vorjahresquartal getätigte Zusatzkosten für einen Corona-Sonderbonus an die Belegschaft heraus, liegt das Minus sogar bei 18 Prozent.
Wegen Corona-Ausfällen und einem schweren Stand am Arbeitsmarkt waren die Personalengpässe mancherorts so groß, dass vor allem die Briefbeförderung ins Stocken kam. Die Post sprach von lokalen Problemen. Das Paketgeschäft wiederum, das in den Corona-Jahren 2020 und 2021 einen enormen Wachstumsschub hinter sich hat, schwächelte schon im bisherigen Jahresverlauf.
Schwierige Tarifrunde
Angesichts des außergewöhnlich angespannten Arbeitsmarkts und der hohen Inflation rechnet Vorstandschef Appel mit schwierigen Verhandlungen in der anstehenden Tarifrunde. Im Bereich Post & Paket Deutschland sehe er nicht viel Spielraum, zudem bedeute ein hoher Tarifabschluss hohe Kostensteigerungen. "Das werden sicher sehr schwierige Verhandlungen werden", sagte Appel in der Medien-Telefonkonferenz. Bei der Deutschen Post stehen 2023 Tarifverhandlungen an, der Tarifvertrag läuft Ende 2022 aus.
Trotz des erfolgreichen dritten Quartals schraubte die Post ihr Gewinnziel für dieses Jahr wieder nach unten. Das operative Ergebnis (Ebit) dürfte demzufolge um circa fünf Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro zulegen. Bis Anfang Oktober hatte Appel einen operativen Gewinn zwischen 7,6 und 8,4 Milliarden Euro angepeilt und auch nicht ausgeschlossen, dass es noch besser laufen könnte. Am 10. Oktober hatte der Konzern dann mitgeteilt, dass er bei einer anhaltend soliden Geschäftsentwicklung seine Prognose anheben werde. Analysten hatten zuletzt im Schnitt mit 8,6 Milliarden Euro gerechnet.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/DJ