Wirtschaft

Mullahs bedrohen Meerenge Dieses Druckmittel hat der Iran

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Mit Schnellbooten versucht die iranische Revolutionsgarde, Schiffe zu kapern. Die US Navy versucht, das mit Kriegsschiffen zu verhindern.

Mit Schnellbooten versucht die iranische Revolutionsgarde, Schiffe zu kapern. Die US Navy versucht, das mit Kriegsschiffen zu verhindern.

(Foto: AP)

Die Straße von Hormus ist für die weltweite Ölversorgung von entscheidender Bedeutung. Der Iran versucht, dort Schiffe zu kapern. Die USA haben ihre Militärpräsenz in der Region verstärkt.

Während Israels Armee nach dem Überfall der Hamas offensichtlich eine Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereitet, wächst die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten. Im Zentrum steht der Iran. Dessen Mullah-Regime ist erklärter Gegner Israels und unterstützt zwei Terrororganisationen, deren Ziel die Vernichtung Israels ist - die Hamas und die hochgerüstete Hisbollah, die im nördlichen Nachbarland Libanon verwurzelt ist.

Rohöl (Brent)
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Der Iran besitzt vor diesem Hintergrund eine weitere wirkungsvolle Waffe: die direkte Lage an der Straße von Hormus. Sie kann das Regime nutzen, um den Ölpreis noch weiter nach oben zu treiben - und so die globale Konjunktur empfindlich zu treffen.

Diese wichtige Wasserstraße trennt den Persischen Golf vom Arabischen Meer. Durch sie wird der Großteil des Rohöls und Erdgases des Nahen Ostens verschifft. Rund ein Fünftel des weltweit gehandelten Öls wird über diese Route transportiert. Die Straße von Hormus hat die Form eines umgekehrten V, mit dem Iran im Norden und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Oman im Süden. Sie ist an der schmalsten Stelle nur rund 50 Kilometer breit, wobei die Fahrrinnen in jeder Richtung nur etwa 3 Kilometer breit sind.

Das und eine geringe Tiefe ermöglichen es dem Iran, den Schiffsverkehr durch Seeminen zu blockieren. Durch die Nähe zum Festland können Tanker durch Landraketen beschossen oder durch schnelle Patrouillenboote angegriffen werden. In den vergangenen Monaten hatte der Iran viele Handelsschiffe im Persischen Golf beschlagnahmt oder das vergeblich versucht - und damit zum hohen Ölpreis beigetragen.

Bedeutende Verbindung

Alternativen zu der Route gibt es kaum. Kuwait, Katar und Bahrain verschiffen ihre gesamte Produktion über die Straße von Hormus. 90 Prozent der irakischen Ölexporte gehen durch die Meerenge. Die Vereinigten Arabischen Emirate können sie zumindest teilweise umgehen, indem sie 1,5 Millionen Barrel pro Tag über eine Pipeline von ihren Ölfeldern zum Hafen von Fudschairah am Golf von Oman leiten.

Saudi-Arabien - der weltweit größte Ölexporteur - nutzt die Route, um den Löwenanteil seines Öls abzutransportieren. Zwar kann das Land einen Großteil davon durch eine Pipeline quer durch die Wüste zu einem Exportterminal am Roten Meer umleiten. Diese Verbindung reicht aber bei Weitem nicht aus, um die kompletten Rohölexporte zu übernehmen.

Eine vollständige Blockade der Meerenge durch den Iran würde das Land allerdings selbst treffen. Denn über die Straße wird dessen Rohöl verschifft, was dann nicht mehr möglich wäre. Wegen westlicher Sanktionen sind die Ölexporte des Iran zwar stark eingeschränkt. Doch das Mullah-Regime findet Mittel und Wege, trotzdem Öl zu verkaufen - vor allem nach China. Der US-Statistikbehörde Energy Information Administration zufolge war der Iran im vergangenen Jahr der weltweit achtgrößte Ölproduzent.

Hinzu kommt, dass die iranische Marine der in der Region operierenden Fünften Flotte der USA und anderen Streitkräften in der Region nicht gewachsen ist. Doch das Land ist in der Lage, den Schiffsverkehr zu stören und den Ölpreis nach oben zu treiben - alleine schon deshalb, weil die Attacken die Versicherungstarife für die Schiffe spürbar erhöhen.

Iran stört Schiffsverkehr

Wie der Iran vorgeht, hat das US-Magazin "Foreign Policy" beschrieben. In den frühen Morgenstunden des 5. Juli erhielt die US Navy demnach einen Notruf von einem Öltanker, der durch die Straße von Hormus fuhr. Die "TRF Moss" meldete, dass sich ein iranisches Marineschiff schnell näherte, das offenbar plante, den Tanker zu entern und zu kapern. Die Marine entsandte umgehend einen kleinen Einsatztrupp, um das zu verhindern. Dazu gehörten der Zerstörer "USS McFaul", ein Aufklärungsflugzeug und eine Reaper-Drohne. Das iranische Schiff zog sich zurück.

Wenige Stunden später kam es zu einem erneuten Zwischenfall. Die "USS McFaul" eilte zum Tanker "Richmond Voyager", nachdem ein Notruf eingegangen war. Demnach hatte die iranische Marine versucht, auch dieses Schiff zu stoppen, und Salven auf den Bug des Tankers gefeuert. Dem Zerstörer gelang es, die Angreifer zu vertreiben.

Die Stimmung am Erdölmarkt ist derzeit angespannt. Die Preise sind zwar noch etwas entfernt von ihren Höchstständen, die sie Ende September erreicht hatten. Allerdings ging die Entwicklung zuletzt nach oben. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostet derzeit rund 90 Dollar, ein Fass der US-amerikanischen Referenzsorte WTI knapp 87 Dollar. Als entscheidend wird am Ölmarkt gesehen, welche Rolle der Iran spielen wird. In Zahlen ausgedrückt: Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt Netfonds Gruppe, sagte gegenüber ntv, bei einer Eskalation könnten die Preise auf 150 Dollar pro Fass nach oben schießen.

Quelle: ntv.de

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