Geeignete Papiere bald aufgekauft EZB stößt mit Anleihekäufen an Grenze
08.09.2016, 18:21 Uhr
Ein kleines Team im siebten Stock des EZB-Hochhauses in Frankfurt organisiert die Wertpapierkäufe im Wert von 1700 Milliarden Euro.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bis kommenden März will die EZB Staats- und andere Schulden für insgesamt 1700 Milliarden Euro kaufen. 1000 Milliarden hat sie schon ausgegeben. Doch jetzt stellen Analysten fest: Geeignete Papiere werden knapp.
Experten zufolge stößt die Europäische Zentralbank mit ihrem Anleihekauf-Programm bald an Grenzen. Analysten großer Banken schätzen, dass schon in wenigen Wochen oder Monaten der Markt für Anleihen, die den Kriterien des EZB-Kaufprogramms entsprechen, leergefegt sein werde. Bislang investierte die Zentralbank mehr als 1 Billion Euro in Anleihen der Eurostaaten, staatlicher Institutionen und auch von Unternehmen.
Bislang plant die EZB, ihre Anleihekäufe von 80 Milliarden Euro monatlich bis kommenden März fortzusetzen. Viele Beobachter rechnen jedoch damit, dass der EZB-Rat unter Führung von Notenbankchef Mario Draghi eine Ausweitung und eine zeitliche Verlängerung ankündigen wird, da die Inflation im Euroraum vom Zweiprozentziel der Notenbanker immer noch weit entfernt ist. Nach der jüngsten Sitzung des Gremiums betonte Draghi, dass die EZB notfalls nachlegen würde: "Es steht außer Frage, dass wir gewillt sind zu handeln, fähig sind zu handeln und die Möglichkeiten haben, das zu tun."
Ohne grundlegende Änderungen an dem Kaufprogramm dürfte das jedoch kaum möglich sein. Der gesamte Markt für staatliche Schulden hat etwa ein Volumen von 7,5 Billionen Euro. Welche Anleihen die EZB genau gekauft hat oder kaufen will, hält sie geheim. Doch sie hat bestimmte Regeln bekannt gegeben, an die sie sich halten will. So darf die Zentralbank von jeder Emission höchstens ein Drittel der ausgegebenen Titel aufkaufen. Die Fälligkeit muss zwischen zwei und 30 Jahren liegen und die Rendite zum Zeitpunkt des Kaufs über minus 0,4 Prozent.
Vor allem die letzte Beschränkung grenzt die Möglichkeiten der EZB zurzeit stark ein. Denn ein Großteil etwa der deutschen Staatsanleihen wird derzeit mit niedrigeren Renditen gehandelt. Die Schätzungen, wann genau die infrage kommenden Anleihen ausverkauft sind, gehen auseinander. Die Analysten der Citi Bank gehen laut einem Bericht der "Financial Times" davon aus, dass schon im November keine entsprechenden deutschen Papiere - die entsprechend der Größe der deutschen Wirtschaft einen Großteil des Kaufprogramms ausmachen – mehr zu Verfügung stehen werden.
Ruairi Hourihane, Zinsexperte der Bank of America gibt der EZB noch etwa Zeit bis Ende des Jahres: "Die Art der von der EZB veröffentlichten Daten führt dazu, dass Schätzungen und Annahmen gemacht werden müssen, um abzuschätzen, wie nah die Zentralbank an ihren eigenen Grenzen ist", sagte der Experte der "Financial Times".
Quelle: ntv.de, mbo