"Umsichtige Geldpolitik nötig" EZB verbreitet Konjunkturoptimismus
09.04.2018, 18:09 Uhr
Mario Draghi muss eine vorsichtige Zinswende hinkriegen.
(Foto: dpa)
Die EZB geht von einem robusten Wachstum in der Eurozone aus. Notenbankchef Draghi erwartet eine mittelfristige Annäherung an das Inflationsziel von zwei Prozent. Sein Vize Constancio warnt vor einem schnellen Umschalten der Geldpolitik.
Die Europäische Zentralbank (EZB) geht trotz zuletzt eher schwacher Konjunkturdaten von einem anhaltend robusten Wirtschaftswachstum in der Eurozone aus. "Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2018 hoch bleiben wird", schrieb EZB-Präsident Mario Draghi in dem Jahresbericht der Notenbank für 2017.
Auch sei man in der EZB nach wie vor zuversichtlich, dass sich die Inflation dem Preisziel der Notenbank von knapp zwei Prozent mittelfristig annähern werde, ergänzte der Italiener. Ungewiss sei jedoch, wie hoch das ungenutzte Wachstumspotenzial im Währungsraum sei. Von diesem Spielraum hängt nicht zuletzt ab, ob sich eine steigende Beschäftigung in höheren Löhnen und letztlich steigenden Verbraucherpreisen niederschlägt.
"Eine geduldige, beharrliche und umsichtige Geldpolitik bleibt daher notwendig, um sicherzustellen, dass die Inflation wieder zu unserem Ziel zurückkehrt", bekräftigte Draghi frühere Äußerungen. Beobachter deuten diese Worte als Hinweis auf eine zunächst weiter lockere Geldpolitik.
EZB-Vize gegen schnelle Zinswende
Zugleich wird jedoch erwartet, dass die EZB ihre Politik um die Jahreswende 2018/19 herum weniger locker ausrichtet. So dürfte sie zunächst ihre Staatsanleihekäufe einstellen. Im Laufe des kommenden Jahres wird dann eine erste Zinsanhebung erwartet.
Der scheidende EZB-Vizepräsident Vitor Constancio warnte davor, zu rasch auf eine straffere Geldpolitik umzuschalten. Die Inflation sei noch nicht dort angekommen, wo die EZB sie sehen möchte, sagte der Portugiese im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments. "Wir sollten vorsichtig sein, um zu vermeiden, dass eine frühe, stark restriktive Politik diese Entwicklung durchkreuzt."
Constancio scheidet Ende Mai nach acht Jahren aus der EZB-Führung aus. Nachfolger auf dem Posten des EZB-Vizes wird Spaniens ehemaliger Wirtschaftsminister Luis de Guindos.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts